?? Zeit also, weiter ins Hotelzimmer 103 zu gehen. Selbes Projekt, völlig anderer Output. Auf »Baro 103« finden Xavier Charles an der Klarinette und Terrie Ex an der Gitarre einen viel introvertierteren, viel traditionalistischeren Zugang zum Thema »freier Austausch der Kulturen«. Dass dieser Austausch von Klarinette und Gitarre erzeugt wird, ist streckenweise kaum zu erhören, hier wird eher geschabt und gekratzt, um Stimmungen gegen jede Melodieseligkeit zu erzeugen. Da sich beide Herren gerne auch über die Stille musizierend verständigen, kommt die Geräuschkulisse im und rund um das Baro-Hotel ebenfalls zu ihren Ehren – inklusive bellendem Hund. Eine eigenwillige, durchaus stimmige Sache mit großartigen Momenten.
»Baro 101 & 103« sind Teil eines im Grunde über den grünen Klee zu lobenden Projekts. Inspiriert von ihren musikalischen Erkundungsfahrten nach Äthiopien haben die Ex-Musiker ein eigenes Label, eben Terp Records, gegründet und mittlerweise 18 CDs veröffentlicht, die vor allem den äthiopischen Musikern viel Raum zur Entfaltung lassen, sowohl im Sinne der Traditionspflege, wie auch im Sinne der Modernisierung. Man sollte hier auch noch den Umstand erwähnen, dass Äthiopien als einziges, nicht kolonialisiertes Land Afrikas über ein besonders reichhaltiges »klangliches Kulturerbe« verfügt. Eine nachdrückliche Empfehlung also für jene HörerIn, die sich gerne an den Bruchlinien zwischen improvisierter und traditioneller Musik herumtreibt.