Heutzutage ist Tokio die letzte Stadt der Welt, die Tower Records offengelassen hat (am Broadway ist schon lange alles zu, so wie Virgin auf der Mariahilfer Straße). Um die Wahrheit zu sagen: Es ist schon einige Jahre her, dass ich in eine Schallplattenhandlung gegangen bin. Mein Traum ist nämlich der Download (legal oder weniger legal). Es ist mein totales und integrales Phantasma, mich mit meiner intimen Musiksammlung überall hintransportieren zu können (mit einer Packung Zigaretten und einem iPod Classic von Apple). Ich habe die CD eigentlich nie gemocht und die, vorläufig, letzten Stunden des Vinyls erlebt, habe die MiniDisc bewundert und auch DAT. Und ich habe meine Kassetten und VHS-Videos immer benutzt. Aber heute gebrauche ich ohne jeden Minderwertigkeitskomplex die tausenden Dateien: mp3, m4a, Flac, aiff … und all die anderen möglichen Formate. Aber nichts wird mich dazu bringen, zum Plattenspieler oder zur Schellack zurückzukehren. Ich finde die zweifelhafte Nostalgie des Vinyls abstoßend. Sie ist bei den sehr Jungen und den sehr Alten äußerst beliebt, die sich in diesem Kampf um die Rückkehr treffen. Weg sind sie, die alten Bänder von Badisch Anilin und Soda Fabrik (BASF)! Gehen wir also weiter, lassen wir uns vom Objekt nicht heimsuchen, schauen wir uns zuerst die Inhalte an: Im Jahr 1972 hat Lacan mit dem Begriff Disqueourcourant jeden Diskurs gekennzeichnet, der seinen eigenen Grund ignoriert, d. h. das Unmögliche (oder Reale), von dem ausgehend er sich konstruiert. Wir sind damit einverstanden, ich umarme alles und alle und freue mich aufs nächste Mal.
*R.I.P.: Ende einer Epoche mit wohlsortierten Tonträgern. Extraplatte (Label/Vertrieb) musste in diesem Jahr Konkurs anmelden und im Juli 2013 auch den Laden in der Währinger Straße in Wien 9 schließen.