Der Ozeane, unendliche Weiten. Immer schon waren die aquatischen Tiefen beliebte Aufnahme-Habitate für Fieldrecordings. Aus den letzten Jahren fallen mir dazu etwa Chris Watson oder Jana Winderen ein. Naturgemäß ist der klangliche Zugang der mexikanisch-österreichischen Subbass-Flötistin Angélica Castelló ein anderer als der von (Ex-)ElektronikmusikerInnen, der Ausdruck der sonischen Textur der Stücke setzt dadurch sehr unterschiedliche Ergebnisse ab. »Sonic Blue« ist in sieben Stücke gegliedert, wobei jedes auf Aufnahmen von einem der sieben Weltmeere basiert: Titel wie »Ártico«, »Mediterráneo« oder »Pacífico« geben diese Aufnahmeorte wieder. Initiiert wurden diese Aufnahmen durch das 2005 von der Meeresbiologin, Walforscherin und Bio-Akustikerin Heike Vester begründete Ocean Sounds Projekt auf den nordnorwegischen Lofoten-Inseln. Interstellar-Chef Richie Herbst und Ö1 Zeit-Ton-Redakteurin Susanna Niedermayr lieferten weitere Fieldrecordings, das Mastering kam von Martin Siewert. Soweit ist »Sonic Blue« also in einem absolut sicheren Fahrwasser. Das Driften und Mäandern auf »Sonic Blue« zieht seinen Reiz daraus, dass beide Soundquellen – einerseits tierische Unterwasserlaute, andererseits Castellós Flöten- und Elektronik-Drones – so ineinander verschwimmen, dass Zuordnungen zu dem einen oder dem anderen für die akustische Impression redundant werden. Die hier aufgezogenen Räume reklamieren nicht für sich, wie auch immer geartete Realitäten abzubilden, sondern verstehen sich wohl am ehesten als autonome Klangobjekte, deren Fokus – eben im Vergleich etwa zu Touch-Veröffentlichungen – auf eben dezidiert musikalischen Qualitäten liegt. Ein ambitioniertes Unternehmen.
Angélica Castelló
»Sonic Blue«
Interstellar Records
Text
Heinrich Deisl
Veröffentlichung
24.07.2015
Schlagwörter
102
Angélica Castello
Interstellar Records
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