Punkhausen Central ist ein wirrer Ort geworden. Fronten der Helden und Bastarde waren früher schnell geklärt. Hauptsache gegen die Regierung und ab damit. Heute reichen neongefärbte Dreads und altbackene Protestparolen um ganze Stadien zu füllen. Tentacles war das Friscoer Wegbereiterlabel. Anfang der Neunziger versuchte man mit einigen epochalen Bands (Neurosis, Alice Donut, Zeni Geva) über Hardcore und den daraus mutierenden Jugend turnt-Kommerz hinauszudenken. Irgendwann bekam dann Labelhead Jello Biafra wegen Ausverkaufs von politisch korrekten Suffskins (sic!) die Kniescheibe zertrümmert, Spitalkosten fraßen fast das Projekt und man produzierte nur mehr subkulturkonformen Allerweltsböller. Heute ist wieder alles anders. Jello, mittlerweile Mittfünfziger, ist heuriger Präsidentschaftskandidat der US-Grünen und nach Verlust eines peinlichen Prozesses um Weiterverkaufsrechte der alten Platten mit seiner Ex-Band Dead Kennedys ist zumindest diese Story abgeschlossen. Er spielt jetzt als Lard wieder mit Ministry zusammen, mit Soundgarden und Nirvana-Leuten als No W.T.O. Combo und mit Victims Family als noch unbenanntes Projekt. Das Label featured heute vornehmlich Spoken Word der linken US-Elite (Noam Chomsky, Howard Zinn,…), potente Youngsters (wie die Ersatz-Jesus Lizard St.James Infirmary) und jede Menge Alterswerke. Gary Floyd, Legendencrooner der Dicks und Sister Double Happiness, präsentiert mit Black Kali Ma, die Schnittstelle beider Bands. Wüstenmelancholie im Uptempo Riffing. Manchmal flach, aber mit dieser Götterstimme immer bewegend. Auch bei Gegenliebe des Rolling Stone kein Totenchor der Ex-Irokesen, sondern Labsal und Lebenszeichen. Move on!
Black Kali Ma
You ride the Pony
Alternative Tentacles
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