Eine Zeitreise. Streckenweise zumindest. Der Pianist Eyolf Dale und Saxophonist André Roligheten spinnen das skurril-überbordende Programm unseres norwegischen Lieblingslabels Rune Grammofon genüsslich gediegen weiter. Weite Teile von »Yonkers« klingen nach einer astreinen Session im Studio von Rudy Van Gelder (Blue Note!) irgendwann Mitte der 1960er Jahre. Der Jazz hat vor wenigen Jahren aufgehört, verbindlichen Direktiven zu folgen, jeder macht sein eigenes Ding zwischen Free, Fusion und endlosen Soli im Drogenexzess. Warum also nicht auch alles zusammen, den Dolphy und den Coltrane, den Shorter und den Coleman? Um nur vier Namen zu nennen. Die man auf »Yonkers« als klangliche und virtuose Ziehväter definitiv durchhören kann. Es gibt dennoch eine stimmungsmäßige Schlagseite hin zu atonalem Jazz der ruhigeren Sorte, die eindeutig dem Pianistenpart zuzuordnen ist. Alles in allem macht das meinen Tag nicht unbedingt fetter (schließlich habe ich diese Musik vor 50 Jahren schon gehört), aber streicht man diese Hypothek einfach weg (ohnehin nur eine Rezensentenunsitte) darf man schon auch sagen, dass dieser Eastcoast-Jazz großartig exekutiert wurde und erfreulich spritzig rüberkommt. Ein feines Teil für Jazznerds also.
Albatrosh
»Yonkers«
Rune Grammofon
Text
Curt Cuisine
Veröffentlichung
01.01.2012
Schlagwörter
90
Albatrosh
Ropeadope/Ryko/Lotus | Rune Grammofon/Lotus
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