Er bezeichnet R. Stevie Moore als Mentor, klingt nach dem Schmalz der frühen Bee Gees und manchmal nach den Doors. Das, was ihn zu einem Chamäleon der Popmusik macht, macht ihn gleichermaßen zum Tiny Dancer innerhalb der grob kommerziellen Strukturen des ebenselben Geschäfts. Ariel Marcus Rosenberg ist Ariel Pink und der personifizierte Weltenwanderer eines androgynen Pop-Art-Pastiche-Rocks der Nullerjahre. Und nach längerem Warten kommt er nun endlich wieder nach Österreich. Am 28. August 2018 spielt der in Los Angeles aufgewachsene Musiker in der Arena in Wien.
Ariel Pinks im letzten Jahr veröffentlichtes, nunmehr elftes Studioalbum trug den Namen »Dedicated to Bobby Jameson« als Hommage und Erinnerung an jenen Bobby Jameson, der Mitte der 1960er-Jahre neben Beatles, Beach Boys und Bee Gees als next big thing gehandelt wurde, seinem geisterhaften Kult aber niemals gerecht werden konnte und nach einigen Selbstmordversuchen irgendwann auf der Straße landete, ehe er in späteren Jahren das Internet entdeckte und einen viel gelesenen, autobiographischen Blog führte. Pink lernte den Sänger nie kennen, gilt aber als ausgesprochener Fan und Sympathisant, auch, weil er sich mit dem schicksalshaften Abstieg von Jameson gut identifizieren kann.
Dabei läuft es für Ariel Pink mittlerweile richtig gut! Musikalisch misst er sich vor allem seit seinem letzten Album mit zeitgenössischen Synth-Pop-Größen wie John Maus und James Ferraro. In manchen Momenten unweigerlich melancholisch, in anderen überschwänglich hymnenhaft und unvorhersehbar verrückt. Ein Erfolgsrezept, das ihn rückblickend nicht umsonst zu einem heimlichen Wegbereiter der Chill- und Vapor-Wave-Bewegung der späten 2000er-Jahre gemacht hat. Englische Musikkritiker*innen sprechen in Zusammenhang mit Pink auch gerne von »Hypnagogic Pop«. In dessen Musik schwingen jedenfalls unterschiedlichste Einflüsse der Vergangenheit mit: Falco, The Doors, Frank Zappa, der Glam-Sound aus L. A. und andere Elemente des kulturellen Gedächtnisses, das sich im Falle von Ariel Pink ganz offen an den glänzenden Achtziger-Jahren bedient. Pink muss man sehen und hören, um zu verstehen, wo die Verstörung in der Popmusik heute versteckt ist.
Support kommt in der Arena Wien übrigens von einem unmittelbaren Gefährten des Pink-Universums. Jorge Elbrecht machte sich in der Vergangenheit vor allem als Produzent einen Namen, tritt in letzter Zeit aber auch immer öfter selbst auf. 2013 veröffentlichten Pink und Elbrecht sogar schon gemeinsam einige Songs. Im Februar 2018 folgte sein erstes Soloalbum. Am 28. August spielt Elbrecht nun neben der Wiener Band ZINN (Lo-Fi wird mit dramatischen Garage-Gitarren in die düstere Buntheit des Weird-Folk losgelassen) den Support-Gig für Ariel Pink.
Ariel Pink + Jorge Elbrecht + ZINN spielen am 28. August 2018 in der Arena Wien, Doors open 19:00 Uhr.