Um die großartige und bekannte Loretta Lynn, produziert von Jack White (White Stripes) geht es hier. White erzeugt seinen ziemlich harten Sound, so analog wie nur möglich, mit fauchenden Amps und einem Instrumentenmix, der eher nach einer Vierspurkassette als nach einem 84-Kanal-Mischpult klingt. Einiges gefällt mir da wirklich, bei einigem bin ich mir nicht ganz so sicher. Jedenfalls frage ich mich, was dieses plötzliche Interesse der »Indie-Welt« an Countrymusikern verursacht. Wo treffen sich die eigentlich? Wer ist ein wahrhaftiger »Indie« und wer ein echter Countryboy? Keine Fragen stellen sich mir in Bezug auf Loretta Lynn. Die singt mehr oder weniger wie eh und je. Eine warme und kraftvolle Stimme sowie ein trockener doch gleitender Ton zieht sich durch zehn Songs. Keine Extras oder Überflüssigkeiten finden sich in ihren Vocals. Auch nicht in der Produktion. Die Gitarren klimpern so wie sie es sollten, der Lapsteel gleitet zärtlich und die Rhythmusabteilung spielt zwar härter als sonst, erfüllt aber ihre Aufgabe. Sollte ich bekennen, dass mich White Stripes ohnehin nicht faszinieren? Selbst gut gemachte Revivalmusik reicht meistens nicht an die Originalversion heran. Wahrscheinlich verursacht genau dieses meinen Schluckauf. Viel lieber würde ich Loretta Lynn gemeinsam mit Lyle Lovett und Van Dyke Parks genießen. Jack White sollte sich aufs Ausarbeiten von Robbie-Williams-Live-Shows konzentrieren. Doch missverstehen Sie mich nicht. »Van Lear Rose« ist durchaus ein ernsthaftes Album, bloß die Produktionsidee als solche ist mir etwas zu dominant.
Loretta Lynn
»Van Lear Rose«
Interscope/Universal
Text
Noël Akchoté, Rudystan (Übersetzung)
Veröffentlichung
15.08.2004
Schlagwörter
59
Interscope/Universal
Loretta Lynn
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