Dr. John And the Lower 911
Von den Eröffnungs-Licks dieses neuen Albums auf »Feel Good Music« weg ist klar: Dr. John is back! Das rollende Piano, die nuschelnde Stimme, das sparsam und effektiv akzentuierte, jazzige Zusammenspiel von Bass und Drums – wir sind in New Orleans, wir hören den klassischen R&B dieser Stadt, den Fonk (mit »o«), wie der Dr. sagt, den man offenbar trotz der vielen Jahre, die er auf dem Buckel hat, noch immer recht ursächlich spielen kann, ohne ein historisches Relikt zu sein. Natürlich ist alles auf »Tribal« geschliffener als früher – aber hier spielen halt auch alte Routiniers. Auf »Lissen At Our Prayer« schmeicheln dezente Strings, das darauffolgende »Big Gap« setzt mit seinem jazzigen R&B-Rhythmus aber sogleich einen Kontrapunkt – der Dr. ist wieder in Form und kann nahtlos an seine besten Alben der Siebziger anschließen. Immer wieder diese kräftigen, aber unendlich sanft und elegant arrangierten Bläser. Orgel-Grooves. Percussions: der genetische Code dieser Musik. Jubilierende Backvokals auf »Whut’s With Dat« taugen noch immer, die Herzen der Hörer höher schlagen zu lassen. Und im Titelsong werden die Trommelschäge der indigenen Bevölkerung mit den afrikanischen Wurzeln zur Musik New Orleans vermischt; auch das – Synkretismus, Black Indians – eine der hervorragenden Traditionen der Stadt. Und natürlich zitiert sich der Dr. immer wieder einmal selbst, was das Album noch besser in der Geschichte, die hier darlegt wird, verankert.
07.07.2011, 20:30 rathaus/arkadenhof, vienna
dr. john & band | trombone shorty new orleans avenue