Wie die Tindersticks haben auch die Schaffhausener Aeronauten dieser Tage zwanzig Jahre Bandgeschichte am Buckel. Im Februar 1992 erschein ihre erste Kassette mit dem obskuren Titel »1:72«. Angeblich verbirgt sich dahinter ein Maßstab für Modellflugzeuge, die Sänger Olifr M. Guz in seiner Freizeit immer noch gern zusammenstoppeln soll. Womit auch mehr als eine Fährte in Richtung Bandname gelegt wäre. Nach den Anfängen als Punkband entwickelte sich das Sextett immer stärker in Richtung eines allumfassenden Eklektizismus, der auch als Schaffhausener Soul bezeichnet wird. Gemixt wird also auch auf »Too Big Too Fail« Americana, Northern Soul, Punk, Ska, New Wave, Disco und sogar Jazz in Spurenelementen, und trotz notorisch übellauniger Texte sind und waren die Aeronauten immer eine Gute-Laune-Band im besten Sinn, weil ihr Gemecker durchwegs ironisch gebrochen wird. Die Songs auf »Too Big Too Fail« haben dann auch Titel wie »Jackenmann« (vor dem eindringlich gewarnt wird!), »Enten«, »Das Ende ist nah« oder »Dröhnung« in denen es textlich ordentlich zur Sache geht. Mit »Zementgarten« gibt’s auch einen potenziellen Hit für aufgeschlossene Radiosender. Ich hab mich beim ersten Hören der CD gefragt, warum Herr Guz im Refrain von »Zementgarten« »Jimmy Carter« singt, was natürlich null Sinn ergibt. Liegt wohl auch ein wenig an der Schweizer Zunge. Auf der Bonus-CD darf sich die Band fast gänzlich instrumental austoben. Dem Albumtitel wird diese Jubiläumsplatte (auch auf Doppelvinyl erhältlich) auf jeden Fall gerecht.
Die Aeronauten
»Too Big Too Fail«
Rooky Records
Text
Stefan Koroschetz
Veröffentlichung
23.02.2012
Schlagwörter
90
Aagoo/Cargo
Die Aeronauten
Rooky Records
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