Für mich hat dieses Album immer schon zu denen gehört, die man haben muss, eines von den hundert, die ich auf eine einsame Insel mitnehmen würde, ein Mysterium und ein magischer Moment. London, Mai 1970, Olympic Sound Studios, die Rhythmusgruppe der Stones (Watts, Wyman, Stewart), Winwood plus Clapton, der als Session-Musiker immer noch glaubwürdig ist. Crossover im wahrsten Sinn des Wortes und gleichzeitig ein Album, das Originalen gebührenden Respekt erweist, dies aber auf so natürliche Art, wie Sie es wahrscheinlich nie mehr wieder erleben werden. Auch ein Film wie Godards »One Plus One« über die Aufnahmesessions der Stones für »Sympathy for the Devil« könnte heute nicht mehr entstehen, weil ja jedes Bild eine Form der Manipulation geworden ist.
Howlin‘ Wolf spielt seelenruhig seinen besten Blues, während die neuen Rocker ihr Bestes geben. Und in den Tagen von Swingin‘ London ist all das natürlich erfüllt von Freiheit, Hoffnung, Glück und einer bestimmten Vorstellung von dem, was Leben sein sollte. Das ist sogar so offensichtlich, dass die gesamte Aufnahme ganz unvermutet zu einem Dokumentar-Soundtrack wird. De Luxe wiederum bedeutet, dass aus der ursprünglichen LP zwei CDs geworden sind, auf denen auch andere Versionen und neue Mixes Platz gefunden haben, dazu kommen noch viele Fotos, Texte und Dokumente. Hören Sie sich doch einmal den »Red Rooster (False Start and Dialogue)«-Track an und fühlen Sie sich wie in einem Dokumentarfilm von William Klein. »Wang Dang Doodle.«
Howlin' Wolf
The London Howlin' Wolf Sessions - De-Luxe-Edition
Chess-MCA
Text
Friederike Kulcsar (Übersetzung), Noël Akchoté
Veröffentlichung
22.10.2003
Schlagwörter
55
Chess-MCA
Howlin' Wolf
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