»Monochromatic computer music« trifft es sehr hübsch, was wir hier hören. Der in Brooklyn tätige Soundtüftler Ben Zimmerman veröffentlicht auf »The Baltica Years« Heimstudioarbeiten aus den Jahren 1992 bis 2002, aufgenommen mit der Soundverarbeitungssoftware Tandy Deskmate. Wir hüpfen also – vor allem auf den ganz frühen Stücken – in die Kinderschuhe digitaler Soundverarbeitung … nein, eigentlich doch die ganze Zeit über. Das wäre nicht allzu bemerkenswert, auch wenn es einen gewissen Reiz hat, wenn eine Musik seinen digitalsynthetischen Ursprung so sehr am Revers trägt. Noch dazu, wo Zimmerman mit einem naiv-poppigen Gestus ans Werk geht, der seinen Output an altbekannte Gameboy- und 8-Bit-Musiken (bzw. Musicals) heranführt. Der Tagebuchcharakter bringt allerdings noch eine zusätzliche Erlebnisnuance ins Spiel, die mit dem Hinweis auf »a decade of solitary experimenting and obsessing« sehr nett umrissen ist. »The Baltica Years« ist purer Digitalschamanismus, eine Auslotungsschlacht, die nach Pizzaschachteln und ungewaschenen Socken riecht, nach zu viel Zeit vor dem Laptop und viel zu wenig Zeit in der frischen Luft, aber eben diese fröhliche Hermetik gibt der Sache zugleich ihre Berechtigung. In all den vor lauter Bandrauschen nur so berstenden Tüfteleien blitzen immer wieder herrlich versponnene Momente auf, die ein hübsch ungeschminkten Eindruck vom einstigen Flair des Genres vermitteln. Irgendwie also doch eine sehr lässige Sache.
Ben Zimmerman
»The Baltica Years«
Softeare Recording Co.
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