Tango hat immer Saison – in den letzten Jahren vielleicht wieder ein bisschen mehr. Vom Tanzkurs- und Folkloreimage befreit, lassen sich möglicherweise zwei Trends im Umgang mit der südamerikanischen Musikform erkennen: Tango goes Classic (z.B. Gidon Kremer) und Tango electrified (siehe Gotan Project). Enzlbergers Tangos sind durch ihre Kargheit, ausgesprochenen Eklektizismus und den Verzicht auf electronics nicht in eine Richtung einzuordnen. Orientiert und inspiriert von Carla Bleys »Reactionary Tango« hat der wiener Bassist die acht Stücke vor zehn Jahren für den »orbitalen salon« geschrieben. Der »orbitale salon«, das waren Konzerte in Privatwohnungen. Gespielt wurde vor rund einem Dutzend geladener Gäste. Die dort eingesetzten Kompositionen sollten jeweils nur einmal aufgeführt werden. Äußerst erfreulich, dass sich Enzlberger nicht für immer daran gehalten hat, denn Schubladenmusik klingt anders. Enzlberger verwendet bewusst Klischees, setzt diese aber ironisch ein, abgedroschen oder kitschig klingt das nie. Mit seinen kongenialen Mitmusikern Thomas Berghammer (Flügelhorn) und Otto Lechner (Akkordeon) hat er entspanntes und für den Hörer trotzdem fesselndes Album aufgenommen.

Hannes Enzlberger
Tango 1-8
Between The Lines
