Zwei E-Gitarren sind das Um und Auf im rockigeren Tamikrest-Sound. Eine fein mäandernde psychedelische und eine Wüstenblues-Gitarre. Rauschhaftes klingt auch auf den gar nicht wenigen balladesken Stücken durch. So handelt »Azawad« (tuareg-berberisch für Savanne) davon, dass der Kern von Tamikrest, die sich in der Stadt Kidal gründeten, von der Unabhängigkeit dieses riesigen, kargen Landstrichs im Norden Malis, der von 2012 bis 2013 beinahe ein eigener Staat war, träumt. »Tamotaït« steht für die Hoffnung auf positiven Wandel, für eine zumindest demokratische und wirtschaftlich tragfähige Entwicklung in der Heimat der Kel Tamasheq. Auch wenn die politischen Umstände gravierend miserabel sind, lässt sich die Band um Songschreiber Ousmane Ag Mossa, verstärkt um zwei Franzosen, keineswegs das Leben verdrießen. Und dank David Odlum, der in seinem Black Box Studio u. a. Glen Hansard und Tinariwen produzierte, ist der Tamikrest-Sound Vintage-mäßiger. Dieser Desert Blues hat Patina, ohne altbacken zu wirken. Besonders gut kommt dies im erhabenen »Timtarin« zur Geltung, dem der Gesang der marokkanischen Vokalistin Hindi Zahra eine besondere Note verleiht. Einmalig schön ist auch das Outro »Tabsit«. Darauf haben sich Tamikrest mit japanischen Gastmusikern an der 5-saitigen Tonkori und der Shamisen zusammengetan. Landschaftliche Weite klingt mit fernöstlichen Instrumenten anders. Wüste trifft auf das Land der aufgehenden Sonne. Tamikrest sind oft auf Tour und im Exil, in Paris, im algerischen Tamanrasset, wo auch viele Sahrouris aus der ehemals spanischen und jetzt marokkanisch besetzten Westsahara Zuflucht gefunden haben, bzw. im Grenzland zu Mali. Weltbürger mit einem ganz besonderen Sound.
Tamikrest
»Tamotaït«
Glitterbeat/Indigo
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