liccht & Lingua Ignota am 12. Oktober 2019 im Wiener rhiz © Gabriel Niederberger
liccht & Lingua Ignota am 12. Oktober 2019 im Wiener rhiz © Gabriel Niederberger

Subkultur in der Corona-Krise #11

Herbie Molin hat eine Vergangenheit und Gegenwart. Aktuell sind dem »Frontmann« des Vereins liccht, der in Wien Konzerte veranstaltet, die Venues abhandengekommen. Im E-Mail-Interview deswegen ein zaghaft optimistischer Ausblick auf die kommenden Monate.

Herbie Molin hat in Wien viel bewirkt. Als Musiker (Viele Bunte Autos, TheThorns etc.) und DJ, Plattenladenmitbetreiber (1979 Ton um Ton) und Szenewirt (Blue Box, phonoTAKTIK, B72, rhiz). Aktuell ist er Obmann des gemeinnützigen Vereins liccht – kulturverein für nischenmusik und populärkultur. Weitere Mitglieder des Vorstands sind Michaela Schwentner (Mosz, ehemals RAA, Video und Installationskünstlerin) und Walter Robotka (Klanggalerie, Mord und Musik). liccht veranstaltet hauptsächliche Konzerte und Performances in diversen Wiener Venues. Eine Innenschau mit letztlich doch liccht-Blicken.

skug: Welche Konsequenzen hat die Stilllegung des subkulturellen Konzert-/Clubbetriebs für deine kleine, aber feine Konzertagentur? Gibt es Verluste, wo via MA 7, dem Kulturamt, Schadensbegrenzung bzw. -wiedergutmachung geleistet werden könnte?
Herbie Molin: Für liccht ist es zwar traurig, dass wir unser Programm nicht durchziehen können, aber – im Gegensatz zu vielen Künstler*innen und Musiker*innen und Venue-Betreiber*innen – nicht existenzbedrohend, da wir alle drei nicht von unserer Veranstaltertätigkeit leben müssen. Mit der MA 7 sind wir in Kontakt, primär weil wir herausfinden müssen, ob wir die uns gewährte Förderung auch noch nach 2020 verwenden dürfen, eigentlich istʼs eine Jahresförderung für 2020, aber wir wissen noch nicht, was wir 2020 veranstalten können.

Gibt es Vorschläge für soziale Ersatzprojekte? Künstler*innen leiden ja extrem unter der Erlahmung des kulturellen Lebens.
Leider, hier sind unseren Möglichkeiten Grenzen gesetzt, wir sind ein kleiner Verein mit minimaler Infrastruktur und wenig Geld.

Konzert- und DJ-Streams ins Wohnzimmer sind eine gute Möglichkeit, jedoch ersetzt das keineswegs den Sound, den eine gute P. A. hergibt. Verfolgst du gewisse Streams bzw. was hältst du von dieser alternativen Präsenz, die ja kaum Einkommen verschaffen kann?
Find’ ich okay, wirklich bringen tut’s das nicht, meiner Meinung nach. Aber besser als nichts, obwohl es für die Künstler*innen ja eher keine Honorare gibt.
Kann auf alle Fälle das »Live-Feeling« nicht ersetzen. DJ-Streams sind nett so zum Nebenherhören, zum Zuschauen eher sehr komisch.

Eine Planung für die Zukunft ist schwierig, zu hoffen ist, dass es spätestens im September wieder losgehen kann. Wie läuft die Kommunikation mit Acts/Artists/Managements?
Die Kommunikation läuft sehr gut, allerdings werden Touren von z. B. US-Bands jetzt schon zum zweiten Mal verschoben, Richtung Jänner, Feber, teilweise sogar Mai, Juni 2021.

Wie ist also die Buchungslage im Herbst und wie optimistisch bist du?
Die Buchungslage für Herbst und Winter ist sehr gut. Was mir viel mehr Sorgen macht: Welche Venues wird’s noch geben? Die Betreiber*innen wissen ja nach wie vor nicht, wann sie wieder auf eine sinnvolle Art und Weise Veranstaltungen durchführen können, nämlich mehr als zehn Leute auf 100 m². Die meisten haben keine Küche, können also nicht auf Speiselokal ausweichen, um 23:00 Uhr muss geschlossen werden, da gehen die Leute ja grad erst in die Clubs … Außerdem: Wird’s im Herbst schon Reisefreiheit zwischen allen Ländern geben? Wenn ich mir die USA so anschaue, bezweifle ich das. Ich bin also sehr eingeschränkt optimistisch, dass im Herbst alles so wie vorher einfach weitergehen wird. Nichtsdestotrotz: Ich bin schon ganz gierig auf Livekonzerte, die ein großer Teil meines Lebens sind, seit meinem 16. Lebensjahr. Und liccht wird super Konzerte bringen, wann auch immer, wo auch immer.

Danke für das Interview und alles Gute!

Link: https://www.facebook.com/licchtvienna/

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