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Soap & Skin

Seife auf unserer Haut - Betörende Sounds in der MAK-Nite am Di. 5.6.2007. skug verlost zwei Freikarten. Wer ist ihr Mentor? Antwort an: abo@skug.at

Die noch nicht einmal 17-jährige Anja Plaschg produziert unter dem Projektnamen Soap & Skin betörende Musik. Dabei kombiniert sie instrumentale Virtuosität an Klavier und Violine mit Laptopgefrickel und einer ätherisch verfremdeten Stimme. »Ein wenig wie CocoRosie, nur viel besser«, kommentierte kein Geringerer als Radioveteran Fritz Ostermayer in seiner (und Thomas Edlingers) Sonntagabend-Sendefläche »Im Sumpf« vergangenen Herbst eines der Stücke von Soap & Skin, die auch als Studiogast geladen war. Und das ist angesichts der unverschämten Jugend der aus dem südsteirischen Gnas stammenden Anja Plaschg, die sich auch gern männlich/weibliche Mischnamen wie Anja Franz Lasch gibt (ähnlich dem Rolemodel Gustav alias Eva Jantschitsch), doch als kleine Sensation zu werten, und so wirkte die Nachwuchshoffnung im Radiointerview dann auch scheu und ein wenig verunsichert ob des ausufernden Lobes von so kompetenter Stelle.

Debüt auf Shitkatapult

Dabei hätte Anja Plaschg gar keinen Grund eine auf Kleinlaut zu machen, wurde sie doch vergangenes Jahr vom deutschen Techo-Punk T.Raumschmiere »adoptiert« (sie hatte einige Stücke an diverse Labels verschickt – au&szliger Shitkatapult waren das nur österreichische – das deutsche Label signalisierte aber sofort Interesse), der auch das Stück »Mr. Gaunt PT 1000« im Rahmen der »STRIKE75 EP« veröffentlichte. Dieses an die gro&szligartige Stina Nordenstam erinnernde Stück platzierte Soap&Skin dann auch prominent auf ihrer ansprechend-individuell gestalteten My Space-Seite, wo es bis dato immerhin fast schon 10.000 mal abgerufen wurde. Der Web-Auftritt – die Seite hat bereits über 14000 Profile Views – bildet auch das Zentrum der Selbstpräsentation des jungen Talents. Hier hagelt es begeisterten Zuspruch aus der ganzen Welt für die filigranen Stücke, die es offenbar zustande bringen, etwas in der Seele der Hörer zum Schwingen zu bringen. Und dass Anja Plaschg (mit ihrem ersten selbst komponierten Stück »Cynthia«) im FM4-Soundpark vertreten ist, ist auch nur konsequent.

Mischt sich Seife mit Haut?

»Warum der Name Soap&Skin«? frage ich Anja am Telefon, und sie erklärt, dass das eben zwei verschiedene Substanzen seien, die sich gut ergänzen, wie eben auch ihr Zugang zur Musikproduktion auch auf zwei eigenständigen Säulen fu&szligt: der soliden Ausbildung am klassischen Klavier (seit neun Jahren) sowie der Geige und der damit verbundenen technischen Könnerschaft auf diesen Instrumenten (nach Nietzsche das apollinische Prinzip), und demgegenüber das immer auch ein wenig am Zufall ausgerichtete, schwieriger zu kontrollierende Komponieren räudigerer Sounds am Laptop (das dionysische Prinzip). Und tatsächlich gelingst es der aufstrebenden Musikerin, die inzwischen an der Wiener Akademie der bildenden Künste studiert, im Spannungsfeld dieser Zutaten ein äu&szligerst bekömmliches Süppchen zu kochen. Wobei sich die beiden Substanzen, um beim Bild von der Haut und der Seife zu bleiben, im konkreten Fall nie vollständig vermischen, sondern – zumindest in den wenigen bis dato zugänglichen Stücken – eine der beiden musikalischen Fertigkeiten dominiert. Dabei ist es immer die etwas entrückt verhallt abgemischte, dabei aber sehr unter die sprichwörtliche Haut gehende Gesangsstimme, die eine Allianz mit dem Klavier und der Violine eingeht. Als Referenzen nennt sie übrigens Xui Xui, Cat Power, Björk, Nico, den unvermeidlichen Aphex Twin, aber auch Sergej Rachmaninov sowie Arvo Pärt.

Soundcollagen aus Alltagsgeräuschen

Die vorwiegend aus dem Laptop gespeisten Kompositionen verzichten gänzlich auf den Gesang und entfalten ihre Qualität aus der originären Vermengung tanzbarer Beats mit Soundcollagen aus Alltagsgeräuschen. So werden etwa Babygeräusche oder auch dröhnende Aufnahmen der 1500 Schweine aus dem elterlichen Schweinemastbetrieb in der Steiermark durch den digitalen Häcksler gejagt, dass es nur so eine Freude ist. Mit Anja Plaschg ist – wie es momentan aussieht – den österreichischen Labels eine viel versprechende Popmusikerin durch die Lappen gegangen, liegen doch gegenwärtig Angebote von mindestens zwei alles andere als unbekannten Labels aus deutschen Landen für die Veröffentlichung des ersten Longplayers auf dem Tisch. Der Erwartungsdruck für sie sei jetzt eben schon enorm hoch, erzählt mir Anja. Wollen wir hoffen, dass sie an diesem nicht zerbricht. Man darf gespannt sein!

V.A. feat. Soap & Skin: »STRIKE75 EP« (Shitkatapult)

>> www.myspace.com/soapandskin

Home / Musik / Artikel

Text
Stefan Koroschetz

Veröffentlichung
04.06.2007

Schlagwörter

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