Skateboarding ist objektiv der beste Sport der Welt. Auch wenn man ihn selbst nicht betreibt, so ist er doch allein beim Zuschauen ein einziger Genuss. Nicht nur die einmalige Ästhetik, ein seltsames Gemisch irgendwo zwischen Ausdauersport und Ausdruckstanz, macht Skaten so attraktiv. Der schönsten Sportart der Welt ist auch eigen, dass dort nicht jede*r gegen jede*n, sondern alle gemeinsam, für sich und füreinander fahren. Es ist verbindend. Und es ist auch sinnstiftend. Vor allem in der Kleinstadt oder im Dorf bleibt es oft das Einzige, was zu tun ist, um sich neben dem Saufen und Kiffen kreativ auszulassen, Aggressionen in den Griff zu kriegen und sich die Umgebung anzueignen. Gemeinschaft erleben, vor der verhassten Familie in eine bessere, selbstgewählte fliehen. Es bildet sich eine Art Schicksalsgemeinschaft, deren Leidenschaft für die Rollbretter und die scheußliche Teen-Angst das ist, was sie miteinander verbindet. Gemeinsam werden sie älter, wachsen auf und über sich hinaus – oder so ähnlich. Und manchmal werden sie zu genau dem, was sie immer vermeiden wollten: dem Abbild ihrer Eltern. Sie sind konfliktunfähig, gewalttätig, entwickeln Süchte und verheddern sich immer weiter in den Problemen, die ihnen in die Wiege gelegt wurden und die die Ausgangspunkte ihrer Irrfahrt waren.
Doch manche schaffen auch den Absprung, wie Bing Liu, einer der Protagonisten und gleichzeitig Kameramann und Regisseur des Films. Er zeigt die über Jahre gewachsene Freundschaft zwischen den Jungen, bis sie junge Männer sind und ihr Leben endgültig in die Hand nehmen müssen. Bing Liu hat sich dazu entschlossen, das Filmmaterial zu einer Dokumentation zu verarbeiten. Er begleitet seine Freunde in intimen Situationen, konfrontiert Familienmitglieder mit häuslicher Gewalt und schaut zurück auf gute wie schlechte Zeiten. Was dabei unter anderem zutage gefördert wird, ist die Erkenntnis, dass man über die Jahre doch vor allem mit sich selbst beschäftigt war und sich gegenseitig kaum kennt. Es ging ja vor allem ums Skaten, Saufen und Kiffen, und nur das hat einen miteinander verbunden. Das ist äußerst traurig. Doch schön ist auch zu sehen, wie es einigen gelingt, die Auseinandersetzung mit ihrer Vergangenheit anzufangen, Frieden zu schließen.
Die Dokumentation ist so schön und roh wie ein gutes Skatevideo. Sie ist so rührend wie ein guter Coming-of-Age Film, in dem man sich wiederentdeckt und der einen selbst Neues über sich erfahren lässt. Und sie ist ein krasses Portrait einer amerikanischen Stadt, wie sie so leider nicht selten auftaucht. Exemplarisch also, und deswegen so wichtig.