Die tanzte wohl hoffentlich nur einen Sommer, die Hype-schlampe. Sind in England etwa karibisch-südamerikanische Musiktraditionalismen seit eh und je integriertes Standardangebot und war die elektronische Erweiterung der natural vibes durch Elektronik im Reggae der 70er schon Ausgangsmaterial, feiert der urlaubsträchtige deutschsprachige Konsumentenraum plötzlich via Buena Vista und Cubanismo den Electrolatino-Boom. Geschmacksfronten zwischen Ricky Martin, Santana und der intellektuellen Ausrede Senor Coconut fallen. Jeder DJ darf die ursprünglicheren, echten und wahrhaftigen Bossa und Merengue-Beats durch den Cheapo Synth ballern. Und fertig ist das bessere, weil glaubhaftere Alternative Ibiza. Könnte man als Fakt ignorieren, wäre die Idee der elektronischen Überarbeitung von Traditionstanzrhythmen nicht prinzipiell eine verdammt gute, deren Banalisierung betäubend omnipotent wurde. Begnadete Überarbeiter gibt?s ja via Labels wie Ishtar, Crammed Discs, Stereo Deluxe und Compost (nachzuvollziehen am diesbezüglich besten Sampler, ausgerechnet die »Rolling Stone«-Beigabe »Rare Trax 14: Brazilectric«). Wenn aber ein Top of the List grandioser Housefunk-DJ wie Ian Pooley, der einen im Normalfall die Tanzfläche ausschlürfen und den Club zertanzen läßt, nichts als Bermudatrottelstampfer mit dünnblütigem Besame Mucho Boom Boom zusammenbringt, tut?s simplificado weh.
Ian Pooley
Since Then
V2
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