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Bilderbuch

»Schick Schock«

Maschin Records

Fred Durst hat heute keine Lust zu singen. Mit Unmengen an Coca Cola, Sprite und Fanta ausgerüstet hängt er in der Joggingheidl vorm Plasmafernsehgerät und spielt GTA San Andreas. Aus den Boxen hinter ihm wummern Kanye West, Prince und »Owner Of A Lonely Heart«. Vor geraumer Zeit wurde er gefragt, ob er denn »Plansch« schon gehört habe. Nein? »Maschin« vielleicht? Doch Fred Durst, stets braver Junge, konnte nur mit einem Achselzucken antworten. Heute, im Frühjahr 2015, ist das anders. Picture Book heißen die Obermacker. Der Titelsong ihres neuen Albums »Schick Schock« klingt ein bisschen nach Dursts Band, Limp Bizkit. Aber auch Barry Manilow ist mit seinem Latein am Ende. Wer schielt denn da auf sein »Copacabana«? Und was ist das für ein poppiger Effekt auf der Stimme? Potz Blitz! Sind denn wirklich schon so viele Jahre ins Feld gezogen? Dann gibt es da aber auch noch Peter Cornelius. Der gilt unter Kennern als Spielverderber (ich war einmal mit ihm einen Softdrink schlürfen) und will es irgendwie nicht so richtig kapieren, was da an Twists und Turns und shitloads of cool in einen Strohhalm passt. Die Frau auf dem Albumcover hat es ihm vermutlich schon fünfzehn Mal zu erklären versucht. »Ach Peter, wann wirst du endlich verstehen, dass man heute #BiBu hört?« Wahrscheinlich würde der Bilderbuch nicht einmal erkennen, wenn sie ihm ihren Namen vor die Haustüre scheißen und ein ausgefülltes Rücksendeformular dazulegen. Und ganz ehrlich: Lange wird’s nicht mehr dauern, und die machen das tatsächlich. Und dann gibt es da noch die »Presse«, den »Standard«, die »Wiener Zeitung«, den »Falter«, das »Profil«, »The Gap«, FM4, die »Süddeutsche Zeitung«, die »Zeit«, den »Musikexpress«, die »spex« und eigentlich alle, die ein internetfähiges Endgerät und Lust und Laune und ein Schreibtalent haben und dazu ungefähr acht Millionen ÖsterreicherInnen und achtzig Millionen Deutsche und die hören sich alle »Schick Schock« an und denken sich: »Geh leck! Das funkt und sext und wedelt mit dem Schwanz und stöhnt und jault und murrt und flimmert und massiert und filibustert und moppelt und übersteuert und geht ordentlich rein«. Und es ist tatsächlich ziemlich dufte, was Bilderbuch da abliefern. Es geht ver- mutlich ordentlich in die österreichische Popgeschichte rein. Egal, ob du willst oder nicht. Mit Empfehlung des Bundespräsidenten.

 

Home / Rezensionen

Text
Gabriel Mayr

Veröffentlichung
27.04.2015

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