Sie treffen aktuell einen Nerv: die Mittzwanzigerinnen Daniela Reis und Fritzi Ernst von Schnipo Schranke reüssieren mit deftigen Texten an der Geschmacksschranke und schlank instrumentierten Singalongs. Schon etwas beschwipst sollen sich die Girls erst getraut haben Rocko Schamoni ihr Demo in die Hand zu drücken, der dann den Deal mit Staatsakt einfädelte. Der Song »Pisse«, erstmals 2014 aufgenommen, bekam wegen eines pinkelnden Spatzis YouTube-Verbot, was die Neugier weiter anheizte. »Du hast mir gezeigt dass es egal ist wenn man liebt/ Schmeckt der Kopf nach Füße und der Genitalbereich nach Pisse«, ist die Zeile, die in bester Charlotte »Feuchtgebiete« Roche-Tradition immer noch ein kleiner Aufreger ist, und welche die zentrale Wichtigkeit der hemmungslosen und somit unvernünftigen Liebe bei Schnipo Schranke andeutet. Von Keyboards, Schlagzeug und Cello grundiert wirken die beiden mit ihren Post-Schlagern teils wie die etwas ungepflegte Slackerversion der Dresden Dolls. Die zweite Single des Albums, »Cluburlaub «, lenkt mit irreführender Kinderliedmelodie den Fokus vom Unterleib in Richtung dekadentem Kontrollverlust mit Dauersuff und Rudelfick im All Inclusive Club in Panama, eskortiert von einem ultrakomischen Lowest Budget Video. Südseeeskapismus galore. Neben den Ohrwurmmelodien sind es spätpubertäre Signalworte wie »dichtes Sackhaar« oder »angezündete Fürze«, die auf »Satt« eine Komik des trashigen Scheiterns zelebrieren. Das ist nicht unbedingt ladylike, aber sehr unterhaltsam.
Schnipo Schranke
»Satt«
Buback
Text
Stefan Koroschetz
Veröffentlichung
18.10.2015
Schlagwörter
104
Agogo Records/Indigo
Buback
Schnipo Schranke
Unterstütze uns mit deiner Spende
skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!