Es gibt im Internet die Rolltreppen-Challenge, bei der Menschen mit seeeeehr viel freier und ungenutzter Zeit versuchen, so lange wie möglich auf einer Rolltreppe zu bleiben. Frage ans Fachpublikum für unsinnige Fragen aller Art: Ist es auf Dauer besser, gleichmäßig auf der Stelle zu treten oder schnell raufzulaufen und dann gemütlich ans Ende zu fahren, um dann wieder schnell raufzulaufen? Hey, hat da jemand im Publikum gerufen: »Genau so ist dieses verdammte Covid!« Hmmm, ähhh, ja, das stimmt irgendwie. Die Zahlen gehen rauf, Eindämmungsmaßnahmen müssen her, ständig strampeln, dann wird es besser, kurz ausruhen, aber die Fahrt geht schon wieder nach oben und wir könnten genauso gut auch gleich immer weiterstrampeln. Leider, schöner Mist das Ganze. Keine Sorge übrigens, wir machen bei den Salons im Fluc eh alles, damit es zu keinen Ansteckungen kommt, also bitte 3G-Nachweis und FFP2-Maske einpacken, aber langsam fühlt sich das alles wie Sisyphos auf der Rolltreppe an und man möchte wirklich schreien.
Warum also nicht gleich auf dem Salon laut mitshouten? Passend zum Thema haben wir die herzerwärmend krachige Band mit dem metaphorisch tiefen Namen Rolltreppe eingeladen, die es versteht, ihr Publikum in höchste Höhen zu schütteln. Rotzige Gitarre mit einer clever hämmernden und fein adjustierten Rhythmusgruppe, die nie den Fehler vieler Punkbands machen würde, zu glauben, Beat sei Nebensache. Das blecherne Schlagzeug harmoniert gewaltig prima mit dem Gesang von Rebecca. Die rotzt dem Publikum die wichtigen Themen der Zeit (Glasfaserkabel, Mischmaschinen, Kühltransporter) in einer Weise hin, wie es nur der hiesige Post-Punk kann: Einfach mal aufzählen, was so abgeht, ist doch schon bekloppt genug. Wenn so die Gitarren geschrubbt werden, dann müssen die Köpfe im Publikum mitwackeln. »Besser, schöner, schneller, schneller, besser, schöner«. Das selbstbetitelte Debütalbum ist (auf Tape und jetzt auch auf Vinyl) draußen und wurde hier kundig besprochen.
Ein bisschen cleaner im Sound, aber genauso lymphdrüsenerfrischend kommt der Support daher: Half Darling segeln stets in der schweren See der Bandauflösung und -neugründung und premierten gerade erst ein neues Video, bei dem klar wird: Immer Dienstags gibt’s was auf den Sandsack. Der volle Sound von Half Darling treibt schön, erlaubt sich zudem noch lyrische Melodieausflüge auf der Stromgitarre. Sprechgesang, voll im Takt, einfach klasse. Alle weiteren Worte sind ab diesem Punkt unsinnig, denn sich diese Salon-Mischung aus Rolltreppe und Half Darling entgehen zu lassen, ist einfach nur sträflich. Im skug-Talk wird im besten Post-Punk-Stil über das große Scheißhaus geredet, das gerade in Flammen steht (aka Planet Erde). Sofern gewünscht, diesen Text überfliegen. Ansonsten sehen wir uns am Donnerstag, dem 23. September 2021 ab 20:00 Uhr im Fluc. Wir freuen uns auf euch!