Erinnern wir uns kurz. Es ist März 2020 und ganz Wien – kann man gleichbedeutend sagen die ganze Welt – freut sich auf den nächsten Salon skug mit Kinetical & P.tah ls B.Ranks im Wiener Fluc. Noch klingt die 30-Jahre-Feier mit Felix Kubin und Mitra Mitra in allen Ohren, auch jener Salon im Rhiz mit Manu Louis und Pü. Hach, wie naiv wir damals noch alle waren, denn dann kam das Virus. Wirklich schwierig wurden sie, die knapp eineinhalb Jahre danach. Sie waren geprägt von Elend, Krankheit und Angst (drei Worte, die selten in Eventankündigungen zu finden sind – willkommen bei skug!). Wer das Glück hatte, alles gut zu überstehen, durfte sich zwar freuen, war aber vom gewöhnlichen Leben abgeschnitten. Die Menschen in Österreich saßen daheim und lauschten dem Bundeskanzler, der so etwas ähnliches wie die Wahrheit sagte, und konnten nicht viel mehr machen, als sich ihren Teil denken. Mit den nötigen Sicherheitsvorkehrungen haben wir zwar ein paar feine Salons in der zweiten Jahreshälfte improvisiert, aber die große Nostalgie kommt jetzt nicht auf in Bezug auf die Corona-Ära. Ab Herbst war ohnehin alles aus. Je länger die Krise dauerte, desto mehr knallten bei manchen im Lande die Sicherungen durch und sie lasen plötzlich im Kaffeesud was von der großen Verschwörung. Die allermeisten aber konnten die Situation ganz gut intellektuell verarbeiten und freuen sich jetzt auf den Salon skug auf Rädern am 22. Mai am Yppenplatz, mit ganz viel frischer Luft und einem Sound, der die letzten Viren aus dem Anzug bläst.
Wir gehen auf die Straße
Tja, Straßentheater in Zeiten der Pandemie, das habt ihr euch aber sicher leichter vorgestellt als es ist. Stimmt. Zunächst einmal ist der Begriff »Theater« völlig falsch. A. das machen wir wirklich nicht und B. bräuchten wir dafür auch eine Lizenz. Wir lernen bei skug gerade viel über öffentliche Verwaltung und sind gelehrige Schüler*innen. Auch möchten wir ohne doppelten Boden würdigen, was die Mitarbeiter*innen gerade in den Magistraten der Stadt zu bewältigen haben und wofür ihnen ein Dank gebührt, den sie eh fast nie kriegen. Deshalb hier und jetzt: Thanx! Irgendwo müssen wir aber auch bei skug die rote Linie ziehen und wir können eben keine Veranstaltungen im öffentlichen Raum abhalten, bei denen wir umfassende Polizeiaufgaben übernehmen müssten. Der Salon ist somit eine nach § 23 Abs. 8 Wr. VG genehmigte Veranstaltung unter dem Label »Musik im Freien«. Es wird folglich keine Gastronomie geben, keine Stühle, kein sonstiges. Der Salon bietet Show, Diskussion und niederschwellige Kunst, aber eben mit Abstand. Der Yppenplatz ist weit und luftig und wir bitten euch auf die legendären drei »Gs« zu achten: getestet, geimpft, genesen. Dann sind wir alle sicher und dürfen uns darüber freuen, wie langsam das öffentliche Leben zurückkehrt. Und ach ja, die Show am 22. Mai am Wiener Yppenplatz.
Programm
Wir beginnen um 15:00 Uhr mit geschmeidigem DJing und lassen den Rausch der Wiedereröffnung uns in die Glieder fahren. Durch die Spurrillen führen an dem Tag mindestens DJ Decta und das Team Crème Brûlée. Es kann aber noch mehr werden, wir improvisieren schließlich …
Der Salon auf Rädern am Yppenplatz kooperiert mit der KriLit, den kritischen Literaturtagen, die es auch auf bereits drei Verschiebungen bringen und ihre Tore dann hoffentlich von 18. bis 20. Juni 2021 in der Brunnenpassage werden öffnen können. Ein vollmundiger Vorgeschmack kommt beim Salon um 16:00 Uhr mit den Lesungen von Alfred Woschitz und Chris Haderer.
Um 17:00 Uhr: heißt es von den nicht vorhandenen Sitzen springen, denn das Papiertheater Zunder und die Band Laut Fragen führen ihre prächtige »Hugo Sonnenschein Revue« auf. Eine Show, die dem revolutionären Vagabunden und vagabundierenden Revolutionär Hugo Sonnenschein aka Sonka genau die Straßenrevue bieten, die dem wortgewaltigen Dichter bislang verwehrt wurde.
Um 18:00 Uhr starte das große BAM!-Panel zu den »Möglichkeiten des unabhängigen Journalismus«. Wir fragen uns gemeinsam mit Vertreter*innen »großer« Medien und der »Kleinen« von BAM!, welche Möglichkeiten der Solidarisierung und Neuorganisation nach Covid nun nötig und geboten sind, um auch weiterhin eine plurale und freie Medienöffentlichkeit in Österreich zu bewahren.
Um 19:00 Uhr heißt es dann endlich nach zweimaliger Ankündigung und Verschiebung auf dem heißen Asphalt Ottakrings, der die Welt bedeutet: Mo Cess & Pirmin (Da Kessl)! Mundart-Rap mit ethnomusikalischem Einschlag aus dem Tiroler Landeck, genau das, was der 16. jetzt braucht und worauf wir viel zu lange warten mussten.
Dem nicht genug, um 20:00 Uhr: Kinetical & P.tah (Duzz Down San)! Hier kommt groß die kontemporäre Bassmusik, wie wir sie von den britischen Inseln kennen und die sich beworden kann. Und zwar mit deutschen und englischen Raps. Die Mix-Mischung aus Grime, Dub, Garage und Dancehall wird an den Decks von Langzeitpartner B.Ranks begleitet.
Von 21:00 Uhr bis maximal 22:00 Uhr das beliebte Rauswerfer-DJing, bei dem eigentlich niemand nach Hause gehen will. Aber, leider, leider, trotz Lockerungen gibt es auf absehbare Zeit noch kein Nightlife in Vienna, denn die Sperrstunde steht. Spannend wird noch, ob das Team skug in der Lage sein wird, alles auch wieder schön einzupacken. Ist ja schließlich der erste Salon skug auf Rädern. Deswegen abschließend noch …
Ein Blick auf die Fahrzeuge
Menschen, die technische Details lieben, bekommen hier und jetzt die skug-Fotostrecke über die Lastenfahrräder und Anhänger des Salon skug auf Rädern geliefert. Das erfahrene und wirklich großartige Team aus Designern rund um unseren Stamm-DJ David Baum (wird auch am Yppenplatz zu hören sein), haben sich wirklich viel einfallen lassen. Die Bauteile schmatzen ineinander, jeder Zentimeter wird am Ende planerisch ausgenutzt sein, so dass wir eigentlich nur mehr eine Rakete dranschrauben müssen und der Salon kann auf den Mars fliegen. Keine Angst, wird nicht geschehen, weil, wer soll uns da oben zuhören, außer Elon Musk? Und für Milliardäre spielen wir grundsätzlich nicht. Unterm Strich ist es schon allein ein Grund, beim Salon skug auf Rädern am Yppenplatz vorbeizuschauen, um einmal zu sehen, wie die Salon-Mobile langsam reifen. Es sind noch ein paar Dinge zu bauen, was aber bislang, trotz Pandemie gelang, verdient die Prädikate »beachtlich« und »praktikabel«. Nochmals unendlicher Dank an unsere Unterstützer*innen von SHIFT, Cyklus, Surfbike, XYZ Cargo, hinterher.com, KS Audio und Soundtemples. Das macht wirklich Spaß.