Manu Louis © Arnau Pascual Ledesma, Grafik: Kathi Arnecke
Manu Louis © Arnau Pascual Ledesma, Grafik: Kathi Arnecke

Salon skug mit Manu Louis und Pü

Der nächste Salon skug erstrahlt in der heißen Wintersonne. In aller Klarheit zeigen sich dort zwei überraschende Dinge: Der letzte Salon war gar keiner, sondern das 30 Jahre skug Geburtstagsfest, auf das wir dennoch kurz fotounterstützt zurückblicken – und der nächste Salon wird wundervoll weird.

Das 30 Jahre skug Geburtstagsfest am 18. Jänner 2020 im Wiener Fluc war ein Abend, der nachdenklich macht und die Frage aufnötigt: Was steckt da eigentlich alles an Klängen drin, in diesen kleinen Elektronikkästen? Mitra Mitra und Felix Kubin lassen nämlich scheinbar sämtliche elektronischen Glöcklein klingen. Das Drumming zwingt zum Schulterschütteln und die Synthiefarben verwandeln die Welt in einen schillernden, dunklen Rausch. Bei Mitra Mitra erinnern wir uns präzise an die Zukunft der 1980er-Jahre, bei Felix Kubin dürfen wir uns vielleicht noch weiter zurückschwärmen. Da sind heimelige Maschinenklänge, die den Roboter in uns wecken, und es darf summiert werden: Kleine Kästen, große Wirkung. Wunderbare Musiker*innen, einzigartige Performances und eine ganze skug-Geburtstagssymphonie aus Synthesizerwelten. Herrlich. Einziger Nachteil: leider schon vorbei und kommt (zumindest in dieser Form) nicht wieder. Hier wenigstens noch ein paar Fotos.

Partyprogramm für die Hirnzellen
Anders als unser Geburtstagsfest kann der nächste Salon noch nicht verpasst worden sein, denn der steigt erst am Donnerstag, dem 27. Februar 2020. Diesmal ab 20:00 Uhr im Wiener rhiz. Die 30 Jahre skug Feierlichkeiten erstrecken sich bekanntlich über das ganze Jahr und den nächsten Salon wollen wir nutzen, um kurz ein paar Begrifflichkeiten zu klären: Was ist eigentlich ein »linkes Archiv« und was bedeutet »Underground«, insbesondere in Wien? Eine Handvoll launiger Fragen, die wir unseren Cerveaus Exceptionnels stellen wollen, um an dem Abend auch etwas kognitiv mitnehmen zu können. Weniger, um damit beim nächsten Dinnertable aufzutrumpfen, sondern eher, um bei diesem unendlichen Projekt linker Selbstverortung mitzuhelfen. (Gelingen kann dies aber nur, wenn endlich jemand von unseren Interviewpartner*innen ans Telefon geht. Wird noch spannend.)

Das wahre Buch vom südlichen Blütenland
Allerdings, jedes Mal, wenn wir bei skug intellektuell nicht mehr weiterwissen, dann machen wir einfach Musik. Und da hat der nächste Salon Erstaunliches im Gepäck. Manu Louis ist – wie viele berühmte Franzosen – Belgier. Wenn er die Bühne erobert, verwandelt er den Raum in ein Bezugsgeflecht. Okay, irgendwie ist das jetzt hier ein Jahrmarkt, ein Art Rummelplatz. Und eigentlich ist das auch alles heiter, nur, wo kommen all diese Abgründe her? Manu Louis hat einen tiefsinnigen Popbegriff, den er mit kuriosen Sounds in die Klangtat umsetzt. Seine Themen scheinen um Digitalisierung zu kreisen. Das Internetz hat schließlich etwas zu sagen: »Ich bin ein Netzwerk und du bist nur aus Knochen.« Stimmt, nicht von der Hand zu weisen. Ein bisschen ungewöhnlich der Ansatz, aber bedenkenswert. Louis’ Schlussfolgerung setzt er in delikate Sounds um, die mit Ausbrüchen fetzigen Gitarrenspiels kontrastiert werden. Anflüge melancholischer Tiefe und Ausflüge übergeschnappter Heiterkeit. Das ist genau das, was ein Salon skug braucht und wonach das skug-Publikum darbt. Wie es sich für tiefsinnige Künstler*innen gehört, beobachtet Louis die Enten im Park mit der gleichen Eindringlichkeit, wie er Dschuang Dsi (heute meist: Zhuangzi) lauscht. Das ist ein daoistischer Denker, dessen zweieinhalbtausend Jahre alten Gedanken ihre skeptische Gültigkeit bis heute behalten haben: »Die Beine der Ente sind kurz. Sie können verlängert werden. Aber das bereitet der Ente Schmerzen«, lesen wir in seinem »Wahren Buch vom südlichen Blütenland«. Endlich, endlich hat jemand Popsongs über Dschuang Dsi gemacht und somit war für skug die Einladung Pflichtprogramm. Was letztlich die armen Enten mit Technologisierung und Daoismus zu tun haben, klären wir dann beim Salon.

Konzentrationsfördernder Support
Wir lassen unsere Undergroundstars im Salon nicht gerne allein auf die Bühne und deswegen bekommt Manu Louis Support aus Wien. Und was für einen! Wer liebt es nicht, wenn die alten Platten knistern wie ein Lagerfeuer? Viele denken sich da: »Pü, das ist aber ein guter Sound.« Und mit liegen sie dann genau richtig. Die Soundingenieurin aus Wien betreibt das hochachtungsvolle Cut Surface Label und begegnet in ihrer Freizeit zuweilen Bruch. Sprich, sie umgibt sich nur mit Top-Notch-Qualität. Ihre Sounds sind knattrig, klar und konzentrationsfördernd. Dazu liefert sie Lyrics, die einem die Gehirnwindungen verknoten: »I grow my bangs down to my teeth – you can’t tell which side I breath« War ja klar. Ein Salon, den zu verpassen sträflich wäre. Wir freuen uns auf euch.

Link: https://skug.at/e/salon-skug-manu-louis-live-skug-talk-dj-line/

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