Mama, die Zyklopen kommen! Egal, wie nun die beiden Ex-Can darüber denken mögen, die fantastische Debüt-EP von Cyclopean ist die spielerische Verquickung von (aktuellem, today’s) Art-of-pop-lab mit den Vorzügen von (yesterday’s, gestrigem) Krautrock. Im Vorjahr erschienen die viel gepriesenen »The Lost Tapes« von Can. Hier stellt sich auf eindrucksvolle Weise dar, was die beiden Veteranen, Keyboarder Irmin Schmidt und Schlagzeuger Jaki Liebezeit (sie kollaborierten auch fortlaufend nach dem Can-Split) nun, in ihren Siebzigern, noch alles zustande bringen. Mit Jono Podmore und Burnt Friedman kommen zwei langjährige Mitmusiker der beiden in die Band. Zyklopische sind schöne Formen, massive und faszinierende Strukturen. Das trifft alles hier zu. Und zudem trommelte Liebezeit schon auf Michael Rothers Song »Zyklodrom« (auf dessen Album »Flammende Herzen«, 1977). Wohl auch ein Bezugspunkt. Das repetetive, bedächtig und minimalistisch variierende (Motorik-)Drumming steht in allen der vier Instrumentalstücke zentral. Mosaikhafte Gebilde und mitunter an Ethno gemahnende Grooves, glücklicherweise ohne Ethno-Shmoove. Wen tangiert’s, ob ein Stück (»Fingers«) mit elektronisch generierten Samples beginnt und im weiteren Verlauf dann leibhaftige Musiker auf traditionellen Instrumenten spielen? Was euphorisiert, ist, dass diese EP wie ein Mantra von und für repressions- und herrschaftsfreie Musik wirkt. Und keine Genregrenze kann hier der Innovation Einhalt gebieten. Krautrock for Now-people! Die EP erscheint als 12“-Vinyl und als digitaler Download. Get it while you can!
Cyclopean
»s/t« EP
Spoon Records
Text
Walter Pontis
Veröffentlichung
02.04.2013
Schlagwörter
94
Cyclopean
Industrial Records/Mute/EMI
Spoon Records
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