Faust beweisen nachdrücklich, dass Krautrock, oder was davon übrig geblieben ist, auch 1999 ziemlich spannend klingen kann und scheren sich einen Dreck um (eigene) Mythenverklärung. Auch wenn zu Beginn die Orgel unseelig-selbstreferenziell daherkommt und von Bass und brutal übersteuerter Gitarre zur Seite gedrängt werden, wird spätestens nach der zweiten Nummer ein Wall of Sound aufgebaut, der die ganzen Gitarren-Noise-Bands vor Neid erblassen lassen sollte. Produktionsmäßig erinnert das Ganze ein wenig an »Rien«. Dazu kommt Ulrike Helmholz‘ vertrackte Stimme, an deren Texten sich mit Sicherheit Heerscharen von Diskursanalytikern die Finger wund schreiben werden. Ist das, betrachtet im Schlagschatten eines minutenlang stehenden Gitarren-Feedback-Tons, von Wichtigkeit? Wer weiß. Faust waren in den letzten Jahren kein bisschen faul, machten sich technische Errungenschaften zunutze (es ist eben einfacher ein Loop zu samplen als zu kleben) und blieben ihrem Stil treu. Die beiden Abschlussstücke kommen daher als wenn die letzten 25 Jahre nicht stattgefunden hätten und »IV« noch zu gebären wäre. Die Legende lebt und liest dem Feld zwischen Sonic Youth und Trans Am gehörig die Leviten.
Faust
Ravvivando
Klangbad
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