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Felix Kubin

»Orphée Mécanique«

Intermedium Records

Der ewige Elektrofuturist Felix Kubin hat basierend auf Dino Buzzatis Pop-Art-Comic »Orphi und Eura« von 1968 und seinem eigenen Hörspiel »Orpheus‘ Psykotron« von 2006 mit »Orphée Mécanique« (OM) eine aktuelle Version des antiken Stoffes geschaffen. Radio Bayern 2 sendete OM in »hör!spiel!art.mix« Ende März 2012. Entsprechend der ?berlieferung sucht Orpheus die an einer Erkrankung verstorbene Eura (Euridike) in der Unterwelt, in der Stille herrscht. In der »Oberwelt« ist Orpheus Popstar und wird deshalb bei jedem Abstieg genötigt zu spielen, ja die Musik verschafft ihm überhaupt erst Zugang zum Hades. Deshalb gibt es auch richtige Musikstücke, eher mit Sprechgesang, was den Rahmen des normalen Hörspiels sprengt. In Kubins Adaption verwandelt sich Orpheus (kongenial gesprochen von Lars Rudolf) in eine mechanische Figur, deren Gehirnströme durch das »Psykotron« als Musik wiedergegeben werden. Dieses ist dabei eine Art Interface, das die Daten beim Verlassen der Unterwelt immer wieder löscht. So wird Orpheus zur tragischen Sisyphos-Figur, die sich nie erinnern kann, schon in der Unterwelt gewesen zu sein. In diesem existenzialistischen Gestus kommt letztlich die Suche nach Liebe zum Ausdruck, eher die Liebe im Menschen selber als die Liebe von au&szligen. Als Orpheus glaubt seine tote Freundin gefunden zu haben entpuppt sich die vermeintliche Eura als Trugbild und repräsentiert damit nichts weniger als Orpheus‘ Sehnsucht. Anders als in der Fassung von 2006 gibt es in »OM« kaum noch Linearität, symbolisch für digitale Technologie kann im Gegensatz zur analogen Technik hin- und hergesprungen werden. Der Fokus dieser Version liegt klar auf dem existenziell scheiternden Orpheus, der pars pro toto für die existenzielle Not der Menschheit steht. Von besonderem Interesse ist für Kubin die Technik der akustischen Aufnahme, die zu einer Revolution der Wahrnehmung geführt hat. Das Phänomen zeigt sich auch aktuell frappant dadurch, dass heute Konzertbesucher oft mehr mit der Smartphone-Aufzeichnung des Geschehens befasst sind, als sich dem Ereignis hinzugeben. Mit richtig eckigen Kubin-Sounds vertont wird »OM« zur poetischen Erzählung von imaginären Medienwelten der Liebe und damit zum beeindruckenden Erlebnis für Herz und Hirn. Und die Realität ist – laut dem Stück – lediglich das, was übrigbleibt.

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