Feminines, nicht feministisches Songwritertum, auf seine harten, klaren Wurzeln rückgeführt. Das hat nichts vom latenten Hype um die »neue Natürlichkeit«. Schnappschüsse aus einem halbdüsteren Mittelklasseleben mit Selbstgehäkeltem, Sonntagsausflug und Arbeitsfrust. Unprätentiös wie eine Straßenlaterne. Und die leuchtet einem auch in aller Glanzlosigkeit durch durchtrunkene Nächte, schützt einen vor dem Hundekot, in den man ständig treten kann. War Nina über drei fabelhafte Platten die Gothic-Version einer Suzanne Vega, träumerisches Selbstbewusstsein mit einer guten Dosis Unplugged-Zynismus, dreht sich ihr Fat Cat-Debut im Sonnenschein. Da stehen Klassikaner wie Joan Baez, Paul Simon, Buffy Sainte-Marie, Joni Mitchell Pate. Doch die abrupte radikale Blöße mit der Nastasia ihre Songminiaturen meißelt, bleibt unvergleichlich. Auch wenn hier erstmals Streicher und ein schmalzende Piano zuwerken, Sonnenblumen auf der Bühnenprojektion blühen, hat das nichts von Schmalz, ist rundum reduzierte Essenz. Man könnte nur meinen, es ginge der Dame in Dauerschwarz mal gut. Dass es das auch gibt?
Nina Nastasia
»On Leaving«
Fat Cat/Soul Seduction
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