Mario Steidl, der künstlerische Leiter des Jazzfestivals Saalfelden, bemüht im Gespräch mit skug ein starkes Bild: »Wir wollten noch mehr weg vom Jazz-Raumschiff für ein exklusives Publikum und hin zur Niederschwelligkeit für eine größere Öffentlichkeit.« Dazu habe man bereits 2019, in den nächsten Jahren leider durchkreuzt von Corona-Einschränkungen, ein Festivalzentrum mit mehreren Bühnen etabliert und die Programmierung breiter gestaltet. »Dass sich zum Jazz auch zum Teil Pop gemischt hat, ist super angekommen«, berichtet Steidl dazu. Der Park in Saalfelden sei sogar ein Ort geworden, an dem »getanzt und abgehängt wird«, erklärt er. Damit entstehe auch verstärkt Festival-Feeling, sagt Steidl. Fakt ist für ihn jedenfalls, dass Jazz sehr viel sein kann: »Es gibt keine Grenzen und auch neue Elektronik kann einfließen.«
Vernetzung und neue Bekanntschaften
Dennoch hat das Festival rote Fäden – vielleicht sogar mehrere: Es bietet viel Platz für Vernetzung von Musiker*innen untereinander und für das Publikum. »Viele Musikerinnen und Musiker begegnen sich bei uns zum ersten Mal, woraus wiederum künftig neue Konstellationen entstehen.« Nicht zuletzt ginge es hier auch familiär zu: »Man kennt sich, es gibt aber auch genug Raum für neue Bekanntschaften.« Ein weiterer roter Faden ist nur allzu deutlich: Statt lediglich bekannte US-Jazzacts einzukaufen, richtet sich der Blick auch 2023 verstärkt nach Europa. »Wir haben hier eine starke Szene, die ich einfach nicht ignorieren will«, streicht der künstlerische Leiter heraus.
Bühnenvielfalt und Geschlechter-Balance
Eine weitere Konstante gibt es auch 2023: Neber der Hauptbühne im Congress wird auch eine Industriehalle oder eine Buchbinderei bespielt: »Nicht jedes Projekt passt auf die große Hauptbühne im Congress, funktioniert aber womöglich in intimerem Rahmen hervorragend.« Auch die Geschlechter-Balance ist Steidl ein wichtiges Anliegen: »Allerdings müssen wir hier nicht mit Quoten arbeiten, denn es gibt wirklich genug tolle Musikerinnen im Jazz.« Der genaue Blick darauf sei ihm jedenfalls wichtig und es ergebe sich fast wie von selbst, dass relativ viele Frauen am Festival spielten: »Wir haben in diesem Jahr insgesamt 18 Projekte, bei denen Frauen Leaderinnen oder Co-Leaderinnen sind.«
Festivalhochlichter 2023
Eine absolute 50:50 Quote, kann das Festival bereits bei den Artists in Residence vorweisen. Diese Residency teilen sich 2023 der Stimmmeister Andreas Schaerer und die Koto-Spielerin Michiyo Yagi. Der Intendant, sichtlich stolz auf diese Balance und das damit einhergehende »Sichtbarmachen von Frauen«, hat natürlich auch persönliche Highlights des Festivals zur Hand. »Ganz besonders freue ich mit beispielsweise auf Rob Mazurek oder Yvonne Moriel«, hält er fest. Auch die Projekte von Lukas Kranzelbinder oder Lukas König versprachen laut Steidl, Glanzlichter zu werden.