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Neil Young & Crazy Horse

»Colorado«

Reprise/Warner Music

Eine kleine Laudatio zu Neil Youngs 74. Geburtstag am 12. November. Endlich hat der Rezensent Muße, »Colorado«, das Ende Oktober veröffentlichte neue Album mit Crazy Horse zu genießen. Arrivierte Begleiter sind das Rhythmusgespann Ralph Molina und Billy Talbot an den Drums bzw. am Bass. Einzig Frank »Poncho« Sampedro wollte partout nicht aus seinem Alterssitz Hawaii in die Rocky Mountains. Dort oben, im Bundesstaat Colorado, im Studio In The Clouds wurde das titelgebende Meisterwerk eingespielt. Sampedro-Ersatz ist Nils Lofgren, als 19-Jähriger erstmals auf einer Neil-Young-LP, dem Klassiker »After The Goldrush«, zu hören. Das Innersleeve-S/W-Foto verdeutlicht die an sich herrliche Konstellation. Sonnenlicht gleißt durchs Studiofenster. Die beiden N(e)ils lassen ihre E-Gitarren winseln und auch Molina und Talbot frönen dem magischen Zusammenspiel. Im Gegensatz zu Youngs zu oft entbehrlichem Solo-Output in den Zehnerjahren haben alle Songs des Albums, das John Hanlon koproduzierte, Atmosphäre. Scheinbar locker schüttelt Young die Songs aus dem Ärmel. »Think of Me«, mit honky-tonkendem Piano, beigesteuert von Nils Lofgren, und Neil Young mit obligater Harmonika, ist ein kräftiger Auftakt und gleich darauf ertönt der 14-Minüter »She Showed Me Love« mit epischer Gitarren-Grandezza, für die wir Crazy Horse auf ewig im Herzen tragen. Und weiter röhren die Feedback-Gitarren, melodisch und bedrohlich schwärend in »Help Me Lose My Mind« oder »Shut It Down«, wo Neil Young das Primat über die irdische Welt den Indigenen zurückgeben will: »… save this earth from an ugly death«. In »Green Is Blue«, holpernd langsamer, mit Young am Acoustic Piano und an den Vibes, wird thematisiert, dass die Dummheit der Menschheit das Klima kippen wird und bereits böse Vorzeichen wie Waldbrände und Überflutungen wüten. Young schließt Mother Earth atemberaubend schön mit dem »Milky Way« kurz und kann nach wie vor zauberhafte Lovesongs schreiben: »Eternity« ist berührend wie betörend und mit »Rainbow of Colors« gelingt gar eine Art hymnisches Gebet wider die Spaltung, die profitgierige Geldsäcke betreiben: »Thereʼs a rainbow of colors / In the old USA / No oneʼs gonna whitewash / Those colors away«. Zum Mitheulen schön! Crazy Horse, du altbewährtes Schlachtross & Neil Young, long may you run, stay tuned! Alles Gute zum 74er!

Großes löbliches PS: Neil Young hat die US-amerikanische Staatbürgerschaft beantragt, um bei den Wahlen 2020 eine Anti-Trump-Stimme abgegeben zu können. Vorbildlich. Den nötigen Staatsbürgerschaftstest hat der Kanadier bereits erfolgreich absolviert, allerdings verzögert sich der Erhalt seiner doppelten Staatsbürgerschaft, da zunächst Vorwürfe des illegalen Rauschmittelbesitzes (Hash) überprüft werden müssen. Der Kampf um die Verhinderung jeder Gegenstimme ist also bereits voll entbrannt und Neil Young gebührt Dankbarkeit, dass er auch hier in den Ring steigt.

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