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Phosphorescent

»Muchacho«

Dead Oceans

Es ist nicht allzu lange her, da befand sich Matthew Houck aka Phosphorescent in einer echt beschissenen Situation: Wohnung weg, Freundin weg, Studio weg, noch dazu Winter in NYC und ein entsprechend mächtiger Blues bemächtigte sich seiner. Was tun? Die Flucht in die Arbeit ist beliebtes Mittel den seelischen Schmerz auszublenden, und Houck flüchtete radikal. Ausgerüstet nur mit dem Nötigsten setzte er sich nach Mexiko ab um dort in totaler Einsamkeit, anstatt sich mit Tequila und Mezcal vollzupumpen, an den Stücken »Muchacho« zu arbeiten. Dementsprechend schwermütig sind die Texte, etwa paraphrasiert Houck im »Song for Zula« den Anfang von Ring of Fire mit »Some Say Love Is A Burning Thing, That It Makes A Fiery Ring, But I Know Love As A Fading Thing«. Hier liegt einer am Boden, der von der Liebe die zerstörerische Kehrseite zu spüren bekommt. Sogar zum Mord mit bloßen Händen hält er sich – wär er nur frei – für fähig. Eingebettet sind diese bedeutungsschwangeren Verse, in phlegmatischer Melodie mit immer wieder sich überschlagender Stimme mit ordentlich Hall gesungen in einen elektronischen, pulsierenden Rhythmus und wabbernde Synthieflächen plus Plastikstreicher. Doch warum halte ich mich so lange bei diesem Stück auf? Weil »Song for Zula« der gelungenste Song des Albums ist. Einem Album, für das Houck bis zu 20 Musiker Instrumentalparts einspielen ließ, die er am Ende zusammenstoppelte und abmischte. Nicht dass die anderen Songs schlecht wären, herzzerreißend heult er etwa in den Stücken »Sun Arise! (An Invocation, An Introduction)« und »Sun’Arising (A Koan, An Exit)«, die als Anfang und Ende eine suiteähnliche Klammer bilden, die aufgehende Sonne im Chor mit sich selbst an. Im geradlinigen »Ride On/Right On« hört man wieder das manische – spätestens seit Alan Vega bekannte – Shouting zwischen den Strophen, trotzdem kommt es mit Fortdauer zu einer Nivellierung, die vor allem den alles zukleisternden Pedal-Steel-Gitarren geschuldet ist. Hier hätte Houck Americana zupackender mit der maschinellen Kälte kreuzen, und sich weniger auf sicheres Terrain zurückziehen sollen. Aber gewährt einem das Vertraute nicht auch Zuflucht in der seelischen Quarantäne? Außerdem ist der ursprünglich aus Alabama Stammende als 1980 Geborener ja noch jung und wer weiß welch grandioses Zeug da noch kommen kann? Also für das nächste Album bitte den Fusselbart kürzen, ran an die Maschinen, und Finger weg von der Pedal-Steel. Der elektrifizierte Outlaw-Country von »Song for Zula« ist schon mal ein guter Anfang. Ein verdammt guter.

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