Im Zusammenhang mit dem Meisterimprovisator Evan Parker wird sehr oft vergessen, dass er einer der ersten Künstler war, der für das ECM-Label aufgenommen hat, gleichzeitig war er aber auch einer der ersten, der in seine Musik elektronische Elemente live einfließen ließ. Bereits im Jahr 1970 produzierte ECM ein Album der Music Improvisation Company, der auch der Elektronikpionier Hugh Davies angehörte. »Memory/Vision« verweist auf einen älteren Prozess in Parkers musikalischem Schaffen, bei dem jedem Solisten ein elektronischer Künstler zur Seite gestellt wird, der das Spiel der (oder eines bestimmten) anderen live manipuliert, wie es etwa Stockhausen auf eine andere, etwas durchorganisiertere Weise in manchen seiner Kompositionen getan hat. Im vorliegenden Fall führt diese Ausgangskonstallation zu recht unterschiedlichen Ergebnissen, und schon allein aufgrund der Tatsache, dass die eingesetzten Geräte sehr sensibel reagieren, wird das Spiel auf eine ganz bestimmte Weise beeinflusst – was allerdings höchst interessant ist. In Bezug auf ernst zu nehmendes, interaktives elektronisches Spiel bekommen wir also ein Original zu hören, bei dem Musik, Spiel und Produktion höchst fortschrittlich sind. Eine Aufnahme, die man behält.
Evan Parker Electro-Acoustic Ensemble
Memory/Vision
ECM
Text
Friederike Kulcsar (Übersetzung), Noël Akchoté
Veröffentlichung
23.02.2004
Schlagwörter
57
ECM
Evan Parker
Evan Parker Electro-Acoustic Ensemble
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