Ähnlich dem »automatic writing« der Schriftstellerin Friederike Mayröcker stellt die österreichische Avantgarde-Violinistin mit ihrem »automatic playing« eine Verbindung von ihrem Menschenkörper mit Maschinen und Musik her. Deshalb der Albumtitel »M«. Geige, teilweise Stimme und elektronische Gerätschaften können live zu einem sonischen Gesamtkunstwerk verschmelzen. Wie aber schafft Mia Zabelka diese Transformation auf CD? Die De- und Rekonstruktion von Violinensounds geschieht optisch eindrucksvoll, auf Tontäger gebannt aber umso raffinierter. So dehnt Zabelka in »Mind Scratching« ihre Stimme in alienhafte Gefilde und generiert in den ihrem Leibinstrument gewidmeten Tracks dichte Soundscapes, die auch den Anspruch haben, den Raum mitschwingen zu lassen. Einige Beispiele: »Körperklangmaschine « enthält ein geradezu freundlich tönendes Violinen-Loop, in das sich Pattern à la Steve Reich einschmuggeln. Durchaus der Minimal Music ähnlich, doch wird in einen Strudel hineingesponnen, wo die Musik plötzlich hektisch verschlungen wird und in einem Schwarzen Loch verschwindet. Dann kreisen in »Opus M« vital gehaltene Klangwellen um ein variantenreich verhallendes Tropetenthema, das wiederum am Schluss im Orkus abtaucht. Zeit also für »Malstrom«: In dessen Zentrum steckt eine wirbelnde Windhose, die nach neun Minuten sang- und klanglos verebbt. Fazit: Experimentelle Klänge mit Hirn und Herz, zwar mit Widerhaken, aber mit Sinn für den schönen im verzerrten Klang.
M – generative visuals set by mia makela on Vimeo