Jedermanns Jahres-Lieblingsplatte, um sie erbarmungslos in die Fresse zu treten und das besser wissende Geschlechtsteil der Kritik die headbangende Pensionistenkehle runter zu jagen. Warum eigentlich? Sorgt die ?beralterung des Handmacher-Rocks für Phantastereien von öffentlicher Euthanasie? Hat die kapitalistische Verschmelzung und Dauerhybridisierung des Pop in Kommerzduetten, Kommerztripletten, Kommerz-Supergroups ihren Overloadszenit erreicht? Jetzt ist es halt mal Oma Lou, geschickt gepaart mit den zuletzt relativ drögen Herbholz-Diven von Metallica, natürlich wieder für ein Theaterstück von Robert Wilson, mit vollen Eiern in der Jeans ab nach Hochkulturhausen, Franz Wedekind unter den Rock. Aber was ist da los? Oma Lou ist nicht mehr nur klassisch knurrig, er ist verdammt mean as fuck wie nie seit dem guten Teil des »Blue Mask«-Albums von anno 1982. Das springt über 2 CD-Seiten frontal an die Gurgel mit Wuttiraden, Sado-Maso-Phantasien zu Lulu, dem weiblichen Ur-Erdgeist der Weimarer Republik, neu geboren für das Hyper-Prekariat der Krisen-Globalisierung. Rumhuren in Blut, Scheiße und Gosse, klar Oma Lous Lieblingszirkel, nur diesmal ganz ohne Glamour, sondern als stumpfer, renitenter Köter mit dem Renten-Baseballschläger fest am Heimat-Block. Das ist schmucklos. Stumpf. Bizarr. Prätentiös. Üfter mal auch gewaltig peinlich, vor allem wenn Lou sich übernimmt und wie eine Serial Killer-Version von Muppet Show’s Gonzo erkrächzt. Aber nie langweilig. Und schon gar nicht schlecht. Nur bei den wirklich durchwegs spannenden Songs wie »The View« wird klar, dass eher eine brutal präzise Backing Gang der Chicago Schule wie Jesus Lizard vonnöten gewesen wären, statt der anwesenden Wohlstands-Demenz. Angry Old Dogs Incorporated: Gebt ihnen einen Knochen und warme Hüte um die Ohren.
Lou Reed & Metallica
»Lulu«
Mercury
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