»Live in Düsseldorf« (DVD)

Vor ein paar Jährchen mutete es noch seltsam an. Der gemeine Anhänger musikalischer Werke konnte sich ein Bild seiner Lieblingsband wie folgt machen: Entweder er war bei einem Konzert dabei oder er erstand sich politisch ganz korrekt im Plattenladen seines Vertrauens einen Live-Mitschnitt, so es ihn gab. Jaha, auch wir 79er Jahrgänge mussten so verfahren. Zugegeben, es gab dann noch die Musikkassetten und man zeichnete sorgfältig Udo Hubers Top 10 ohne störendes Gemurmle des Moderators auf (Übrigens ist Udo Huber mittlerweile Präsident des Wiener Sportclubs, falls es wenn interessiert). Naja, im Laufe der Zeit kamen dann die CDs und mittlerweile nenne auch ich technologischer Neandertaler einen DVD-Player mein eigen. Dann geschah es: Ein gutes Monat ist es her, da pfefferte mir der Chef eine gepflegte Musik- DVD auf den Tisch. Zunächst wurde der Live-Mitschnitt von Apocalyptica in Düsseldorf aus dem Cellophan-Papierl gewickelt und bestaunt. Wie das wohl ist? Zu Hause mit fahrigen Fingern den Sehbehelf aufgesetzt und los ging es. Es lebe der Erfinder der Digital Versatile Disk! Ein Wahnsinn wenn einem die Cello-Artisten via 5.1. Digital Dolby Surround die Gehörgänge durchpusten. Die Produzenten haben tolle Arbeit geleistet. Der Sound ist einzigartig und auch die Zusammensetzung gut gewählt. Der Schnitt wurde gut arrangiert, sodass der Seher nicht in den zweifelhaften Genuss störender Intermezzi diverser Zuseher in Form von Gegröle oder Headbangen de luxe kommt. Schön. Man sieht jede einzelne Schweißpore und da fragt sich der Laie wie die Kollegen das ein paar Monate tourend und weltreisend wortwörtlich über die Bühne bringen. Mangelnde Fitness kann man den Finnen auch nicht vorwerfen. Nette Gimmicks gibt es bei der DVD auch: Interviews mit den Protagonisten; aktuelle Musik-Videos, ein making-of und auch die Begleitung des Tour-Busses wurde lichtspieltheatertauglich dargestellt. Conclusio: Zwar kein Ersatz für ein Live-Konzert, aber zeitweise hat man schon das Gefühl vermittelt bekommen, mittendrin statt nur dabei zu sein.