Da werden sich die Abonnenten von »The Wire« aber gefreut haben. Als Heftbeilage gab es eine CD mit Auszügen aus dem Spätwerk des 2009 verstorbenen deutschen Komponisten Friedrich Goldmann. Der Pressetext bemüht sich redlich, Querverbindungen zwischen Goldmanns kompositorischem Werk und einer sich als »modern« verstehenden elektronischen Musik zu ziehen, gibt aber schließlich zu: Ein »Crossover sucht man hier aber natürlich vergeblich«. Richtig. Da werden sich die Abonnenten von »The Wire« aber nicht so gefreut haben. Goldmanns moderne e-musik ist mit klassischer Instrumentierung klassisch durchkomponiert – und bewegt sich wie ein Fisch im Wasser durch die musikalischen Landschaften der Moderne. Von atonal bis eklektizistisch, von minimal bis polystilistisch, von mikrotonal bis expressiv ?? Goldmanns Musik macht es uneingeweihten HörerInnen nicht leicht, hier etwas anderes als all die üblen Klischees über moderne Klassik wahrzunehmen: eben schwer verdauliche, völlig verkopfte Kunstgewerbemusik. Eingeweihte HörerInnen freuen sich über eine endlich erhältliche CD des unverdienterweise kaum bekannten deutschen Komponisten (trotz unglaublich umfangreichem Werkkatalog), sie freuen sich noch mehr über die hervorragenden Einspielungen, und sie freuen sich wohl am meisten über das letzte Stück »Wege Gewirr Ausblick«, das Goldmanns kompositorische Raffinesse am eindrucksvollsten zum Ausdruck bringt. Und wer jetzt noch Zweifel hat, dem sei ein Wort des Komponisten mit auf den Weg gegeben: »Hör doch einfach erstmal zu.« Lohnt sich in diesem Fall definitiv.
Friedrich Goldmann
»Late Works«
Macro
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