fri.jpg
Eleanor Friedberger

»Last Summer«

Merge Records

Also versucht mir die Presseaussendung zu erklären, dass Eleanor Friedberger und das geschwisterliche Duo Eleanor und Matthew Friedberger aka Fiery Furnaces zwei Paar Schuhe sind, dass es also einen zwingenden musikalischen Grund für dieses Soloalbum gäbe. Der liest sich so: »Does it sound like a Fiery Furnace record? It sounds like Eleanor Friedberger.« Aber klären wir zunächst die Frage, wie diese feurigen Brutöfen normalerweise klingen. Die Fiery Furnaces machen durchgeknallten Avantpop der zwischen verspielten, sü&szliglichen Melodien und enervierenden Instrumentalexkursen oszilliert, gerne auch mit gehöriger Redundanz serviert. Das geht mitunter so weit, dass sich durch ein ganzes Album (»Rehearsing My Choir«) ein sonorer, kratzbürstiger Offkommentar zieht, der praktisch jedes Stück unhörbar macht. Ähnlich wie die gesprochenen Passagen auf dem längst vergessenen Beinahemeisterwerk »Consequences« von Godley & Creme. In dieser Verweisecke sind wir übrigens gut aufgehoben, die Residents oder Van Dyke Parks könnte man hinzufügen (oder auch die Dresden Dolls als klebrige Neogothic-Variante). Wir befinden uns also dort, wo Pop verspielt und verschroben bis zum Exzess praktiziert wird, zugleich aber auch ein Hauch von Verweigerung weht. Immer spannend – und immer auch eine Geschmacksfrage. Und ohne ihren Bruder? Klingt Frau Friedberger trotzdem wie die Fiery Furnaces, nur etwas weniger verschroben – wie auf einem eingängigeren Fiery Furnaces Album (etwa »Gallowsbird’s Bark«). So ungefähr. Mit dem leichten Nachteil, dass Frau Friedberger dazu neigt, ihre Strophen mit eher redundantem Sprechgesang vorzutragen (Eddy Argos & Art Brut anyone?). Auch ihre Fähigkeiten als Arrangeurin hat sie nicht gerade überstrapaziert. Wenige Stücke (etwa »Roosevelt Island«) lassen eindrucksvoll durchklingen, was die Dame auf dem Kasten hat, aber »Last Summer« klingt eher nach dem, na ja eben, dem Output eines Sommers, in dem man eher auf der faulen Haut gelegen ist und nicht mit jeder Note Popstatuen zertrümmern wollte. Feurige Üfen für Anfänger also. Trotzdem nicht zu verachten. Macht vielleicht auch zart besaitete Ohren Lust auf mehr Popkrawall.

favicon

Unterstütze uns mit deiner Spende

skug ist ein unabhängiges Non-Profit-Magazin. Unterstütze unsere journalistische Arbeit mit einer Spende an den Empfänger: Verein zur Förderung von Subkultur, Verwendungszweck: skug Spende, IBAN: AT80 1100 0034 8351 7300, BIC: BKAUATWW, Bank Austria. Vielen Dank!

Nach oben scrollen