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Van Morrison

»Keep Me Singing«

Caroline

Nachdem die Musik erklingt, ein irritierter Blick auf das Plattencover. Nein, das ist nicht etwa ein Reissue von »Back on Top«. Das ist alles neues Material. Neu und alt, das wächst bei Van Morrison seit Langem ineinander. Das Gefühl, das sich beim Hören der Platte augenblicklich einstellt, ist eben auch dieses alte. Es gleicht dem Hineingleiten in ein warmes Schaumbad. Natürlich in einer jener dackelbeinigen, geschwungenen Badewannen, die sich in einem Raum mit unzähligen Duftkerzen befindet, wie es nur in kitschigen amerikanischen Fernsehserien vorkommt, weil sich absolut niemand die Mühe macht, hunderte Kerzen zu entzünden, bevor er, oder meistens sie, in die Wanne steigt.
Die Aufnahme, der Sound, die Instrumentierung, die wunderbare alte Stimme von Van Morrison, die wohl erwogenen musikalischen Einfälle, das behutsame Arrangement, bis hin zum Cover des Albums, das mittels zurückhaltend kolorierter Stahlstiche erscheint wie geschmackvolles Geschenkpapier: alles passt. »Keep Me Singing« ist eine Platte, die beim ersten Anhören so klingt, als habe man sie bereits hundertmal gehört, und trotzdem ist sie ziemlich schön.
Keine Frage, Van Morrison singt auch von Trauer und Enttäuschung, aber er tut es mit einer einzigartigen Sanftmut, die seiner Musik diese besondere Atmosphäre gibt. Es ist ein wenig so, als würde Van Morrison einen sehr langen Spaziergang machen. Der führt ihn seit Jahrzehnten durch herbstliche Parks, an regnerischen Küsten entlang und durch abendliche, wohlbekannte Straßenzüge, die nur mehr von wenigen Lampen erleuchtet werden. Und selbstverständlich erklingt irgendwo in der Ferne Chet Baker.

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