JosefPaul_BusRide
Josef Paul

Bus Ride

Umbrela

Als Gitarrist der Grazer (eigentlich Gleisdorfer) Band Painted Beehive hat sich der junge Musiker Josef Paul schon seit Längerem einen Namen in der steirischen Musiklandschaft erspielt. Mit »Bus Ride« hat der gerade frisch nach Wien gezogene Steirer jetzt sein erstes Soloalbum veröffentlicht und liefert damit das für mich interessanteste österreichische Album des bisherigen Jahres ab. Auf neun Liedern nimmt uns Josef Paul auf eine vielschichtige musikalische Reise durch die verschiedensten Genres mit – das klingt manchmal elektronisch, geloopt und mit Effekten überladen, dann wieder träumerisch-verspielt, wird plötzlich ganz klar und fast schon konventionell, aber irgendwie doch nicht ganz. Die unterschiedlichen Stile werden so sorgfältig und mit so viel technischer Raffinesse arrangiert, dass ein organisches Ganzes entsteht, ein Album, das man spüren kann, ein Album, das Spaß macht, weil hinter jedem Geräusch eine unerwartete neue Klangwelt lauern könnte. Man fühlt sich dabei durchaus manchmal an die 1960er erinnert, Beatles- oder Beach-Boys-Einflüsse kann man nicht leugnen, dann findet man sich aber plötzlich in einer psychedelisch angehauchten Indie-Platte der 2000er wieder, nur um kurz darauf in einem Strudel Aphex-Twin-esker IDM-Experimente zu versinken. Das alles schafft der Künstler, ohne jemals so zu wirken, als ob er irgendwas imitieren würde. Manche vielleicht bekannte Versatzstücke werden so erfrischend miteinander kombiniert, geloopt und bearbeitet, dass ein komplett neuartiges und schlüssiges Gesamtwerk entsteht. Bei den ganzen Soundexperimenten und Stilwechseln innerhalb des Albums ist es eigentlich sogar verwunderlich, dass die Platte nie ihren roten Faden verliert, aber Josef Paul wacht wie ein Marionettenspieler über seinen Instrumenten, Synthesizern und Effektgeräten, jeder Faden, der von ihm gezogen wird, erzeugt einen neuen Ton, der sich perfekt in das dichte Soundgeflecht des Albums einfügt. »Bus Ride« ist ein beeindruckendes Debütalbum, atmosphärisch und experimentell, aber musikalisch auf so hohem Niveau, dass man gespannt sein darf, was von diesem jungen Künstler in Zukunft noch kommt. Es ist kreativ, verspielt und eigentlich genau das, was man als musikaffine*r Zuhörer*in haben will, auch wenn man das bis jetzt vielleicht noch nicht gewusst hat.

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Text
Jakob Thaller

Veröffentlichung
14.03.2019

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