Jimi Tenor ist ein umtriebiger Mann und als solcher treibt er sich vorzüglich im Wald herum. In seiner von Wäldern nicht unreich gesegneten finnischen Heimat findet er dafür die optimalen Voraussetzungen, weshalb er schon vor langer Zeit seine Zelte in den Metropolen dieser Welt abbrach, um nunmehr durch die finnischen Forste zu streifen, Pilze zu sammeln und diese dann genüsslich vor dem geheizten Kaminfeuer zu verzehren. Allerlei kleine und große Schätze der Natur findet er bei seinen Spaziergängen, wobei man annehmen darf, dass es sich dabei nicht ausschließlich um Steinpilze handelt. Die guten kreativen Ideen kommen bei ihm schließlich erst nach dem Verzehr, worauf er sein Saxophon zückt und herrlich drogenbefreite Afrobeat-Melodien erklingen lässt. Denn mit Drogenmusik hat das, was Tenor da fabriziert, reichlich wenig zu tun. Auf den acht Tracks seines neuen Albums »Order of Nothingness« gibt er sich dafür einmal mehr hypereklektisch, bedient sich da und dort an den verschiedensten Versatzstücken der Musikgeschichte und führt diese Einflüsse zu einem ziemlich groovigen Ganzen zusammen. Wenn es etwas gibt, was Jimi Tenor in der Vergangenheit bewiesen hat zu können, dann das! Das Album strahlt jedenfalls eine große Freiheit aus und macht richtiggehend Laune. Das liegt zum einen an der egobefreiten, selbstironischen Art von Tenor, andererseits aber auch an seinen Mitstreitern. Der Berliner Max Weissenfeldt gab den Seelenverwandten, spielte Schlagzeug und produzierte das Album in seinem Studio, das angeblich ziemlich vollgestopft ist mit klangerzeugenden Kuriositäten aus aller Welt. Am Ende hat das dann diesen gewissen, locker-flockig verwuzelten Funk, ohne dabei zu durchdacht daherzukommen. Im Universum von Jimi Tenor geht es schließlich um den Vibe und nicht um die Kohle. Die hat er vor zwanzig Jahren mit seinem Ausflug in die Techno-Szene gemacht. Und man sollte es ihm danken. Denn mit seiner »Take Me Baby«-Altersvorsorge sollte sich noch das eine oder andere unkonventionelle Album ausgehen.
Jimi Tenor
»Order of Nothingness«
Philophon
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