1979 war die Rezeption von Punk in Deutschland und vor allem die kritisch-kreative Aneignung und Anwendung auf eigene Verhältnisse in vollem Gange. In diesem Kontext steht auch das nun wiederveröffentlichte erste Soloalbum von Atatak-Mitbegründer Kurt Dahlke alias Pyrolator. Das spätere Mitglied der »deutschen Residents« und Ultra-Weirdos Der Plan war Synthesizer- und Technikfreak der ersten Stunde und konnte sich gerade in Krautrockland auf eine Tradition elektronischer Soundexperimente beziehen. Die düsteren, flächigen Sounds ohne Beat, die Tape-Loops und gesampleten Alltagsgeräusche auf »Inland« stehen aber ganz im Zeichen der damaligen Faszination für Maschinenmusik und industrielle Ästhetik. In seiner Affirmation von Künstlichkeit und der Neudefinition der Funktion von Musik als Spiegel und Filter von Umwelteindrücken war dies die avantgardistische Seite der Interpretation dessen, was nun plötzlich anders und anders möglich war. Als Konzept von »muzak for daily life« ein wichtiges Vorbild für kommende Entwicklungen experimenteller elektronischer Musik.
Pyrolator
Inland
Ata Tak
Text
Matthias Leopold
Veröffentlichung
06.07.2002
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