Vorurteile stinken. Eines ist, daß Powerbook-Zwirbler keine Werte als Entertainer verströmen. Und dass das tatsächlich mit lebender Präsenz geschehende Konzert nicht von der Rückseite eines Klappschirms ersichtlich wird. Spätestens am weißen Aufblitzen sonst überröteter Augäpfel oder am entsetzten Verzerren des Mundwinkels, während die Füße nervös am Boden scharren, merkt man, daß wohl wieder ein Programm abgestürzt ist oder eine Trackline verloren ging. Dass Live-Improvisationen und Jams keinen kreativen Stellenwert haben, sondern sich in dümmlichen Gedaddel verlaufen, das ist schlichtweg eine Lüge. Das trotzdem viel zu viel Unnötiges Veröffentlichung findet, um diese Vorurteil zu nähren, leider Tatsache. Aber wieviel alte Säcke in Rock und inspirationsfreie Stylepunks werden als gout du jour demnächst die Umwelt mit ihrem Output verschmutzen? Die schlüssigste digitale Verteidigungsrede hält jedenfalls Seth Horvitz. Einer der knackigsten Frisco Glitchbeat-Veteranen hat drei Jahre Live-, oder besser Realtime-Improvisationen, im Rechner gesammelt, mit Feingefühl für Timing zusammen geschnitten (die wahrscheinlich wichtigste CutUp-Tätigkeit – zu wissen, wann es genug ist) und zu einem der sagenhaftesten, spritzigsten Megamixe an Mikroben-House zusammen gefuhrwerkt. Da kriegt sogar das einläutende Handy eine eigene Zufallsspur, die in den unzähligen treibenden Bass-Schlingen voll aufgeht. Toc Toc sez the Antidote!
Sutekh
Incest: Live
Force Inc
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