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Sinéad O'Connor

»How About I Be Me (And You Be You)«

One Little Indian

Mit der Prince-Coverversion »Nothing Compares 2 U« und dem tränentriefenden Video dazu hat die Irin 1990 Popmusikgeschichte geschrieben. Ich kann mich an eine Nacht im Chelsea in der Wiener Piaristengasse erinnern, an dem Peter »Pita« Rehberg das gerade erschienene Stück unzählige Male auflegte und damit bei der überschaubaren Gästeschar nicht nur Begeisterungsstürme auslöste. Aber sowas war einem Pita immer schon egal. Heute schreiben wir 2012 und O’Connor hat mit »How About I Be Me (And You Be You)« ein aktuelles Album in der Startmaschine. Ganz vom Radar war die eigenwillige Irin ja nie, wenn schon nicht (mehr) musikalisch, fiel sie durch gewagte öffentliche Aktionen auf, von denen das Zerreissen eines Bildes von Papst Johannes Paul II im US-TV am stärksten im Gedächtnis blieb. Den Popmusikmarkt USA konnte sie damit abhaken. Sonst gab es Gossip von Spontanhochzeiten und einer exzessiven spirituellen Neigung O’Connors. Unlängst fand sie via www einen Ehemann, das gemeinsame Glück sollte aber nur 16 Tage dauern. Auch von Suizidgefahr bei O’Connor war zu lesen. Es konnte einen fast der Verdacht beschleichen, dass hier in Sachen Aufmerksamkeitsökonomie eine besonders durchtriebene Marketingstrategie gefahren wurde. Seit dem Millennium konzentrierte sich die mittlerweile stark gepeckte Mutter von vier Kindern auf traditionelles, irisches Liedgut, 2005 überraschte sie mit einem mit Sly und Robbie aufgenommenen Roots-Reggae-Album. Das aktuelle Produkt setzt auf Konsenspop, der sich aber immer noch durch Sinéad?s leiwande Stimme – vor allem die eher gehauchten Zeilen – vor der totalen Belanglosigkeit retten kann. Die besten Momente sind die mit karger Begleitung, je fetter Instrumentarium aufgefahren wird, desto ranziger klingt es. Ein wenig berauschendes Cover von John Grant?s bösem »Queen Of Denmark« liefert im Refrain eine Demonstration dieser ekeligen Instrumentierung. Klarer Höhepunkt ist »Take Off Your Shoes«, in dem O’Connor schwere Geschütze gegen den Vatikan auffährt. Das Stück entstand als Reaktion auf den Murphy Report, in dem vielfacher sexueller Missbrauch in der Erzdiözese Dublin angeprangert wird. In einigen (mehrstimmigen) Passagen dieses Stücks klingt die passionierte Stoppelglatzenträgerin sogar wie Soap&Skin auf »Narrow«. John Reynolds. Vielleicht hätte O’Connor die Produktion nicht an ihren ersten Ehemann John Reynolds vergeben sollen, in jedem Fall wäre da mehr drinnen gewesen.

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