Wenn Ennio Morricone Franzose wäre und vor allem Soundtracks für zweitklassige Schnulzen schreiben würde; wenn er außerdem mit einer Frau verheiratet wäre, die ihm ständig ins Ohr flüstern würde, dass ihr effektheischendes Hintergrundgesumme auf möglichst vielen seiner Kompositionen unbedingt zu hören sein müsse; wenn Morricone darüber hinaus ein heimlicher Fan von Coco Rosie wäre, aber außer seiner Frau keine Sängerin kennen (und er seine Frau niemals, niemals als Leadsängerin engagieren) würde, außerdem auch keinen Texter, der zu seinen verspielten, leicht verträumten Instrumentalsongs einigermaßen erträglich Geschichten erzählen könnte; wenn Ennio Morricone zudem heimlicher Fan des Films »Les Parapluies de Cherbourg« wäre, dessen Komponisten Michel Legrand er ständig mit dem Komponisten Georges Delerue verwechseln würde, weswegen ihm sein Presseagent dauernd in den Ohren liegen würde, denn wer interessiert sich schon für diese beiden alten Säcke, ein zeitgemäßes Zielpublikum jedenfalls nicht, die würden außer auf seinen eigenen Namen, Morricone nämlich, nur auf Tarantino reagieren, darum also Schluss mit Legrand und Delerue, Morricone heißt die Referenz ?? ja, wenn sich all das also genauso zutragen würde, dann wäre »Habit Forming« von den in Frankreich beheimateten Newcomern The Lawless eine hübsch zeitgemäße Morricone-CD.
The Lawless
»Habit Forming«
Mille Plateaux Organic
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