Gute fünf Jahre driftet das Pionierduo Booth&Brown schon Richtung ferner Elektronenwelten ab, die kein Mensch zuvor gesehen hat. Auf dem Weg infiltrieren sie ihren Stoffwechsel mit künstlichen Pegelverläufen, Chip-Intelligentia, interstellarer Random-Geschwindigkeit. Wovon Kodwo Eschun nur quatscht, den biomechanisch mit seinen Instrumentarium verwachsenden DJ und Labtop-Zwirbler, wird bei Autechre mitunter bittere Realität im akustischen Hyperraum. Seit LP5 hat sich das Abstraktionslevel radikalisiert und werden allein hochartifizielle Kastenspiele fabriziert. Das mag Androiden eine entspannte Listening-Session verpassen, ein offen minderwertiges Organwesen wie der Mensch kann vor solch hochgezüchteten Machwerken wie etwa »Confield« nur kollabieren. Obacht auch hier: Vorsichtig getunete Speaker und zwei Aspirin vorab ist Mindestvorsorge, bevor man den eKlang-2001-Effekt dieser EP + Musikvideo-DVD betritt. Doch Aufatmen: Die Sternenjungs sind in der Schwerelosigkeit stehen geblieben und haben sich wieder irdischer Verträglichkeit zuwandt. Der Titeltrack ist zwar wieder schwer schluckbarer Bombast und entlarvt sich durch Alex Rutterfords Tetristürmchen-Video nur zusätzlich als Mecha-Masturbation. Doch »CapIV«, der längste Track, glänzt als einer der schönsten Ae-Momente ever, indem er Garbage-Ära Ätherzucken in einer immer niederwalzenderen Beatstakkato-Box abschleift. Und die Filmbilder von Chris Cunningham und Jess Scott Hunter sind ohnehin Göttergabe. Welcome back in Orbit!
Autechre
Gantz Graf
Warp
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