Polyversal Souls © Sebastian Marggraf
Polyversal Souls © Sebastian Marggraf

Funky Horns

Soundtracks mal anders, tonangebende Blasinstrumente, coole Funkyness ... »Funk Themes«-History und Neues von Jimi Tenor & UMO, Polyversal Souls, Souljazz Orchestra, Bixiga 70 und John Milk.

»Dramatic Funk Themes Vol. 4 – Action, Tension & Drama Rhythms 1972-1982« (Showup Rec.) versammelt 15 Tracks, die als »Library Music« etikettiert werden: Musik, die nicht für den breiten Markt bestimmt war, sondern in erster Linie für die Film- und Werbebranche. Kompositionen für jene, die auf der Suche nach einem Soundtrack waren. Also hat jeder Track seine eigene Dramatik, seine eigene Stimmung. Mit der Ausnahme von »Let’s Forget the World« von der ORF-Bigband unter der Leitung von Richard Österreicher mit Art Farmer, Fritz Pauer und der Sängerin Brigitte Wall, eines Soul-Jazz-Songs aus dem Jahr 1972, gibt es nur instrumentale »Grooves«, die hier kompiliert sind: coolen Funk, vertrackt-versponnene Kompositionen, bläserdominierte Jazz-Arrangements sowie harten Jazzrock. Und nicht zu vergessen: Diese Musik stammt aus den Seventies – und da wurden exzeptionell gute Produktionen gemacht.

»Mysterium Magnum« (Herakles Rec./WordsAndSound)
von JIMI TENOR & UMO fügt sich überraschend gut an »Dramatic Funk Themes«. Diese durchwegs instrumentale Musik würde für dramatische Verfilmungen passen, ein satter, abwechslungsreicher Soundtrack, der zwischen packendem Suspense und entspannten und romantischen Passagen wechselt, jazzig-orchestrale Musik, von der man einfach nichts Besseres sagen kann als: schön, berührend und mitreißend. Das UMO Orchestra ging aus dem finnischen Radioorchester hervor und hat in seiner 40-jährigen Geschichte so manche Jazzlegende begleitet.

POLYVERSAL SOULS:
Auf »Invisible Joy« (World Circuit/Lotus), dem Debut dieser multinationalen Band, reicht die Stilpalette von Sahel-Sounds über Afrobeat bis zu karibischen Einflüssen. Frontmann und Drummer Max Weissenfeldt ist uns von den Poets of Rhythm und als eine Hälfte der Whitefield Brothers bekannt. Stilistische Anknüpfungspunkte sind zudem Ethio-Jazz, Highlife, Ska, Latin und Funk. Bei aller Weltläufigkeit hat das Album aber auch tadellose Interpretationen von Jazzklassikern wie »Love in Outer Space« von Sun Ra, der ein erklärtes musikalisches Vorbild der Band ist.

»Resistance« (Strut/Hoanzl) ist das siebte Album des SOULJAZZ ORCHESTRA, bläserstarke Mini-Bigband aus Kanada. Wie schon die zuvor erschienenen Alben tendiert auch dieses in eine bestimmte Richtung, zu frankophonen Stilen und Rhythmen (Zouk, Cadence), karnevalesker Musik, wie man sie insbesondere aus der Karibik kennt – aufgefettet mit soulig-jazzigen Soli à la Brand New Heavies. Funk-Rock oder Afrobeat ergänzen das breite Spektrum.

Das dritte Album der brasilianischen Band BIXIGA 70 ist simpel »III« (Glitterbeat/Hoanzl) betitelt und in Instrumentierung und Arrangement wieder in erster Linie an Afrobeat orientiert. Die bläserorientierte Band mixt in ihren soulig-funkigen Stil aber auch orientalische Klänge, Balkan-Swing, Jazz und Mbalax – eine facettenreiche Fusion.

JOHN MILK: »Treat Me Right« (Underdog) bleibt zumeist im Soul-Genre der späten 1960s, frühen 1970s mit einer unterschwelligen coolen Funkyness (Stax). Dazu kommt dann da und dort ein wenig Jazz, Disco oder Afrobeat in den musikalischen Mix – oder auch einmal, sehr retro, DooWop. Aktuellere Reverenzen gibt’s etwa an Daptone/Lee Fields. Die Falsettstimme John Milks (Vorbild Curtis Mayfield) überzeugt die ganze Albumlänge, ein sehr gelungenes Debüt.

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