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John Duncan/Zeitkratzer

»Fresh«

X-Tract

Auf dieser CD treffen der amerikanische Klangkünstler John Duncan und das Berliner Ensemble Zeitkratzer aufeinander. Eingefädelt wurde diese superbe Zusammenarbeit von Elke Moltrecht, der Kuratorin des Berliner Clubs Podewil. Die mit der Musik gut harmonierenden Fotos wurden wieder einmal von Giuliana Stefani beigesteuert. Nach der Aufführung von Lou Reeds »Metal Machine Music« sind die Einspielungen der beiden Duncan-Kompositionen »Nav-Flex« (»NAV«; AQ) und »Trinity« (»A Fault In The Nothing«; Ash) ein weiterer Schritt in Richtung Brechung tradierter Hörgewohnheiten. Das zehnköpfige Zeitkratzer-Ensemble nimmt sich mit Saxofon (Ulrich Krieger), Trompete (Franz Hautzinger), Piano (Reinhold Friedl), Cello (Michael Moser) und einigen anderen klassischen Instrumenten um Transferierungen von Sound(s) an, die sich unter ihrer Regie praktisch elektronisch aufladen. Hier fließen die beinahe schon orchestralen Klänge auf minimalisiertester Basis in ein permanentes Miasma aus Ruhe und Unruhe, aus Vorwärts und Zurück, aus Laut und Leise. Anders als bei den elektronischen Versionen der beiden Stücke treten nur sehr vereinzelt die dramaturgisch gesetzten harten Schnitte auf, die die beiden 28 und 13 Minuten langen Stücke zu einem konstanten Gerinnen zwischen Implosion und Explosion auf der raumzeitlichen Wahrnehmungsachse werden lassen. Massiver Krach dröhnt aus den Boxen, es walzen sich audiohalluzinogene Sequenzen gegen die Ohren. Daraus wird ein gesamt schwingender Körper: Das Gefühl, als ob man eine vibrierende Geigensaite wäre. Sämtliche innere und äußere Koordinaten der physischen, plastischen, psychischen Wahrnehmung sind über Bord gekippt. »Fresh« ist eine Reise in die atomare Struktur des Sounds, wo das Ohr zum Mikroskop mutiert und die Klänge kaleidoskopartig ihre originäre Natur zwischen Elektronisch und Organisch gegeneinander ausspielen. Drücke die Taste: »Endless Repeat«.

Home / Rezensionen

Text
Heinrich Deisl

Veröffentlichung
23.04.2003

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