Hier ist alles ein sterbender Schwan und in Zeitlupe einstürzende Gebäudefronten vor tosenden Wassermaßen. Hier läuft ein schlankes Mädchen barfuß über das Gras, im Hintergrund, die in der Abenddämmerung dampfende Stadt. Aber es geht mehr um die glatt polierte Schönheit dieser Bilder als um das kleine bisschen Wehmut daran. Splashgirl sind »drei gute Freunde« per Eigendefinition, die Norweger Andreas Stensland Løwe (piano/electronics), Jo Berger Myhre (doublebass/tone generator) und Andreas Lønmo Knudsrød (drums/percussion/sounds), »Field Day Rituals« ist ihr vierter Tonträger, aufgenommen in Seattle, aber veröffentlicht auf dem renommierten, norwegischen Hubro-Label. Wir hören ein verlangsamtes Pianotrio, das sich zwischen folkloristisch wirkender Meditation und Dark Ambient bewegt. Das Schöne an »Field Day Rituals« ist die atmende Grandezza, die in diesem Entwurf steckt. Es rauscht eine unterkühlte Weite durch diese Musik, die zugleich einen Hauch von Größenwahn hat. Man kann sich perfekt einen Wikinger dazu vorstellen, der an einem windgeschüttelten Kliff steht und mit sich eine schwere Entscheidung ausficht. Segeln wir nun los und entdecken Amerika oder nicht? Umgekehrt ist diese erstarrte Schönheit mitunter ein wenig glatt. Es könnte sich auch um eine Muzak-Musik für eine angesagte Galerie handeln. Oder, warum nicht, zu einem Pavillon bei der Berlinale, etwa für die Bauschutt-Installation von Lara Almarcegui. Mancher Jazzfan hört hier womöglich nicht viel mehr als einen schicken Trümmerhaufen aus Jazzversatzstücken, aber »Field Day Rituals« ist insgesamt dennoch ein stimmige Sache.
Splashgirl
»Field Day Rituals«
Hubro Music
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