Nachdem die Band in zwei Entitäten gesplittet ist, kommt hier das neue Werk von den Mannen um Hans-Joachim Irmler. Zwei CDs, die erste mit kurzen lärmigen Stücken, die ideal als Ballettmusik für den Bankenzusammenbruch dienen könnten, und eine zweite mit längeren Werken voll impovisatorischer Vielfalt. Es ist schon erstaunlich und kommt sonst nicht vor, dass es zwei Bands mit demselben Namen gibt, wo überall Gründer der Formation aus den 1970er Jahren dabei sind. D. h. Faust sind nicht Faust, wenn sie mal jemand in der letzten Zeit live gesehen hat. Faust gelten als die Urväter der Industrialmusik, brachten sie doch schon Bauwerkzeuge auf die Bühne, als noch keine Rede von den Einstürzenden Neubauten war. Die von Faust vorgebenen Linie ist klar erkennbar bis zu heutigen Bands wie Health, No Age und Excepter, die alle direkt auf Ur-Faust verweisen. Deshalb sind auf der ersten CD genügend Industrial Sounds zu hören. Die längeren Stücke auf dem zweiten Silberling stehen in der Tradition von Fripp/Eno oder auch Stockhausen und erinnern an »The Faust Tapes«, den Klassiker aus 1973. Der bei Ur-Faust vorhandene böse Humor fehlt hier zwar etwas, das Album ist aber trotzdem voll musikalischer Intensität und Klasse. Neulinge sollten aber unbedingt die Klassiker aus den 1970ern austesten.