Irgendwie scheint es undenkbar, dass Lower Dens Konzerte spielen. Dafür müssten sie nämlich ihre unterirdische Höhle verlassen, ihre »lower den« sozusagen, wo sie, von der restlichen Welt abge- schnitten, regelmäßig die kargen Klangwüsten in ihren Köpfen auf CD bannen und diese dann durch einen winzigen Luftschacht an die ansonsten unerwünschte Zivilisation weitergeben. Ohne selbst einmal dem Höhlendasein gefrönt zu haben, nehme ich doch an, dass mit zunehmender Isoliertheit man statt schnöden Hooklines und happy-go-lucky-Refrains seine Zeit eher existenzialistischen Grundfragen widmet. Mit anderen Worten: »Escape From Evil« ist ein sehr düsteres Album geworden. Selbst nach fünf Hördurchgängen offenbaren die tristen Klangwelten der Band, die zwischen Gothic-Wave-Pop und monochromen Dreamscapes, Beach-House und frühen U2 zu verorten sind, keine leitenden Wegmarken, keinerlei Vegetation, die zum Verweilen einlüde. »Nootropics«, der vor etwa drei Jahren erschienene Vorgänger, war noch ein ganzes Stück wärmer, nahbarer und insgesamt auch besser. Freilich bewahren Lower Dens auf ihrem drit ten Album ihre Rätselhaftigkeit und Mystizität, die ihnen eine ganze Menge Fans eingebracht haben. Im Gegensatz zu den ersten beiden Alben der Band ist »Escape From Evil« jedoch wenig dynamisch. Vielmehr erinnert die Platte an eine Wohnung, wie man sie von so manchem Superreichen kennt: Sie hat mächtig Stil, aber sie fühlt sich doch sehr leer an.