»Unscharf mit Katze«. So heißt der erste Song des neuen Element-of-Crime-Albums. Ist es die Katze, um die es auch bei »Dieselben Sterne« ging? Ne, das war ein Kater. Die Katze, um die es bei »Weißes Papier« ging? Könnte sein. Was auch sein könnte, ist, dass »Unscharf mit Katze« auf demselben Album ist, wie die beiden oben genannten Tracks. Ist es aber nicht, ne, ist auf der neuen Scheibe »Morgens um Vier«. Aber ja, man hätte es denken können, Element of Crime sind sich musikalisch treu geblieben. Warum auch nicht, das Altbewährte ist doch auch verdammt gut! Und die Jüngsten sind sie auch nicht mehr, warum also jetzt nochmal, beim mittlerweile 15. Studioalbum, was Neues probieren? Ne, muss nicht. Finden wir auch gar nicht verkehrt.
»Morgens um Vier« kommt daher, wie man es von Element of Crime kennt. Nostalgie, Romantik, Fernweh, das alles darf natürlich nicht fehlen. (Oder um es mit einem älteren Songtitel der in Berlin wohnenden Bremer zu sagen: »Das alles kommt mit«.) Daher rührt wahrscheinlich auch der Name der Platte, zugleich auch der Name des zehnten und damit letzten Titels. Es sind ja schließlich die Gefühle und Gedanken, die einen herumtreiben, so tief in dieser Zwischenwelt zwischen Nacht und Morgen, zwischen Gestern und neuem Tag, zwischen Vergangenheit und Zukunft. »Morgens um Vier«, da lässt es sich träumen, auch im wachen Zustand, da kommen sie hoch, die Erinnerungen, da werden sie gestellt, die vielen Fragen. »Werden die Bäume je wieder grün, werde ich dich jemals wiedersehen und mich nicht freuen? Werde ich je wieder schlafen können, dir dein neues Leben gönnen und nichts bereuen?«
Aber Vorsicht! Im oben schon erwähnten ersten Song »Unscharf mit Katze« gibt Sven Regener zu bedenken, dass er das ja alles selber auch gar nicht weiß, dass er nur Lieder macht und die Weisheit nicht gepachtet hat. »Wir tauchen unter, wir tauchen auf, aus unseren Mündern kommen Schall und Rauch, wir haben keine Lösung, wir haben Lieder, und ich sag: Leute, wo soll das enden?« Ja, wo soll es enden? Eben wieder bei den Fragen. Aber wichtig ist bei »Morgens um Vier« gar nicht unbedingt, wo es anfängt, wo es aufhört, wichtig ist, was dazwischen liegt. Und das sind zehn Songs, 41 Minuten und die volle Nostalgie-Dröhnung. Altbewährtes eben. Wer sich davon selbst überzeugen möchte, hat am 21. September und am 22. September im Wiener Konzerthaus die Möglichkeit dazu.