Während bei Dubstep-Artists eher Stillstand herrscht oder in andere Stile abgebogen wird (zuletzt Disco), so kommen die für mich spannendsten Tanzboden-Sounds nach wie vor aus Chicago. Rashad Harden aka DJ Rashad überrascht zunächst mit dem entspannenden »Feelin’«, das – obwohl synthgeladen G-Funk-angehaucht, was ankündigt, dass sich der Nachfolgestil von Ghetto-House in vielerlei Dancefloor-Universen öffnen lässt – die Essenz von Juke birgt. Knappe Satzfragment-Wiederholungen, ungerade schlingernde 808-Sub-Bässe, verquere Snare-Rolls, ein saloppes Agieren zwischen Halftime- und 4/4-Bassdrum-Speed. Der dazu entwickelte Footwork-Tanz ist übrigens ebenso rasant, den Körper keineswegs schonend. Mit DJ Spinn und Frisco-Kid Taso (auf insgesamt vier Tracks) schrauben Rashad & Co. zunächst die Geschwindigkeit runter. Elemente von HipHop, verhackstückte Soul-Samples und erwähnter G-Funk führen »Double Cup« – das Album wurde nach einem Codein-Sprite-Cocktail benannt – in erfrischende Sounddimensionen. Doch gerät der Tonträger noch offener und offeriert neben scheinbar entgleisen wollenden, gegenläufigen Rhythmusbolzereien wie »Everyday Of My Life« (mit DJ Phil) auch Liaisonen mit Acid-Techno (»Acid Bit« feat. Addison Groove) und entgrenzte Ausflüge in Breakbeat-, Housegefilde. Gar kurz muckt sogar eine Drum’n’Bass-Reminiszenz im finalen »I Am Too Hi« auf. Jeweils sehr ohrenfreundliches Synthgeschweife thront erhaben über den Rhythmuswildereien. So vielleicht ein Lockmittel für eine open minded dance crowd. Aufbauend auf zwei EPs, vermengt mit neuem Material ergibt dies ein verheißungsvolles Hyperdub-Longplayer-Debüt!
DJ Rashad aka Rashad Hanif Harden verstarb am 26. April 2014 34jährig in Chicago’s Lower West Side. RIP!